Digital Divide einfach erklärt: Was ist die digitale Kluft?

Einige Menschen haben keinen Zugang zu Informationen und Angeboten, die sich im Internet finden. Daraus kann sich eine gesellschaftliche Spaltung, der sogenannte Digital Divide, entwickeln. Wo die Gefahr besonders groß ist und was man tun kann, damit sich die digitale Kluft nicht noch weiter vergrößert, lesen Sie hier.

Mehrere virtuelle Streifen über einer Stadt, was ist Digital Divide?

Digital Divide: Was bedeutet das?

Digital Divide, im Deutschen häufiger als digitale Spaltung oder digitale Kluft bezeichnet, ist ein Begriff, der schon mehrere Jahre in der Forschung verwendet wird.

Gemeint ist damit, dass der Zugang und die Verwertung von digitalen Informationen – also zu Informationen, die sich im Internet finden oder über andere digitale Kanäle und Techniken verbreitet werden ؘ– ganz unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

Diese Unterschiede beziehen sich zum Beispiel auf ganze Länder und Volkswirtschaften. So hat der globale Norden besseren Zugang zur digitalen Infrastruktur und ihren Möglichkeiten als der globale Süden, also die Entwicklungsländer.

Aber auch innerhalb von Gesellschaften gibt es deutliche Unterschiede, die die digitale Kluft verbreitern. Experten sprechen davon, dass armutsgefährdete, bildungsferne Haushalte im Gegensatz zu Besserverdienenden nicht den gleichen Zugang zu objektiven Informationen haben oder nicht wissen, wie sie diese Informationen einordnen sollen. Obwohl diese Bevölkerungsgruppe also theoretisch die Möglichkeit hat, sich umfassend zu informieren, nutzen viele nicht alle Chancen und Vorteile, die das Internet bietet.

Digitale Kluft einfach erklärt

Der Digital Divide hat noch weitere Auswirkungen. Beobachter sprechen davon, dass der Zugang zu digitalen Kommunikationsmöglichkeiten und vor allem das Wissen darum, wie diese Informationen zu beurteilen sind, einen Einfluss auf eigenen wirtschaftlichen Erfolg haben.

Anders ausgedrückt: Wer Zugang zum Internet hat und weiß, wo die relevanten Informationen zu finden sind, kann wirtschaftlich davon profitieren, etwa durch bessere Jobangebote oder im Alltag durch bessere Einkaufspreise beim Online- oder Offline-Shopping.

In Deutschland ist es aktuell so, dass besonders ältere, eher bildungsferne Personen vom Digital Divide betroffen sind. Nach Angaben der Initiative D21 sind in Deutschland diejenigen Personen, die nur selten oder gar nicht online sind, im Schnitt 71 Jahre alt, in der Mehrzahl weiblich und besitzen einen Haupt- oder Volksschulabschluss.

Für Personen, die von der digitalen Kluft betroffen sind, ist der Zugang zu einigen gesellschaftlichen Angeboten nicht möglich. Das bedeutet für sie, dass es für sie immer schwieriger wird, sich voll und ganz in die Gesellschaft einzubringen. Letztlich könnte der Digital Divide somit dazu führen, dass diese Personen ins gesellschaftliche Abseits geraten und sich ausgegrenzt fühlen. Das mag banal klingen, kann aber gravierende reale Folgen haben.

Digital Divide meint also nicht nur, dass einige Personen und Bevölkerungsschichten einen erschwerten Zugang zu digitalen Angeboten haben, sondern auch, dass sich dieser fehlende Zugang wiederum auf die Gesellschaft auswirkt.

Digital Divide und die Corona-Pandemie

Den Begriff Digital Divide gibt es schon seit den 1990er Jahren. Im Zuge der Corona-Pandemie hat er jedoch zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Denn das Coronavirus machte es nötig, dass viele Angebote vom analogen Bereich auf den digitalen umgestellt wurden.

Man denke etwa an die Bereiche Arbeit und Schule. Was einige Jahre zuvor noch undenkbar war, musste wegen der Pandemie schnell umgesetzt werden: Arbeitnehmer arbeiteten von zu Hause, aus dem Homeoffice, und Kinder wurden nicht vor Ort im Präsenzunterricht, sondern auf digitalem Wege unterrichtet.

Haushalte, die keinen Zugang zu entsprechenden Geräten und/oder dem Internet hatten, wurden schnell abgehängt. Zwar gab es Bestrebungen, auch Schüler aus eher bildungsfernen Haushalten mit einem Tablet oder einem Laptop auszustatten, jedoch ließ sich das nicht immer realisieren.

Schüler, die ohnehin aus Haushalten kommen, in denen Bildung einen geringeren Stellenwert genießt, verpassten dadurch möglicherweise noch mehr Schulstoff. Stoff, den sie nach zwei Jahren Wechsel- oder Fernunterricht nur schwer wieder aufholen können.

Hinzu kommt, dass betroffene Schüler zudem im Elternhaus vermutlich weniger gefördert werden. Wenn sie in ihrer Schule keinen Lehrer finden, der sich für sie einsetzt und sie unterstützt, könnte das Folgen für ihre weitere Schullaufbahn und das spätere Erwerbsleben haben.

Digital Divide: Das lässt sich dagegen tun

Die digitale Kluft sorgt nicht nur zwischen Bevölkerungsschichten für Unterschiede, sondern auch zwischen ganzen Ländern.

Unter anderem deshalb wurden bisher zwei UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) abgehalten. Im Zuge dieser Überlegungen wurde deutlich, dass nicht nur einzelne Bürger oder User gefragt sind, sondern dass auch Unternehmen und Staaten eine Mitverantwortung tragen.

So zeigte beispielsweise eine Studie, dass selbst die sogenannten Digital Natives, also diejenigen Personen, die mit dem Internet und seinen Möglichkeiten aufwachsen, nicht immer einen unbeschränkten Zugang zu Informationen haben. Einige Internetseiten sind so wenig nutzerfreundlich aufbereitet, dass es sogar dieser Bevölkerungsgruppe schwerfällt, diejenigen Informationen zu finden, die sie suchen, oder auf der Seite das zu erledigen, was sie erledigen möchten.

Um Personen, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind, den Umgang mit digitalen Angeboten zu vereinfachen, gibt es außerdem Bemühungen zum barrierefreien Internet. Diese Angebote sind so aufbereitet, dass auch Personen mit Einschränkungen auf die Web-Inhalte zugreifen können.

Barrierefreies Internet: Lässt sich so die digitale Spaltung verhindern?

In Bezug auf Online-Weiterbildungen oder Lernangebote im Netz hat der Gesetzgeber Rahmenbedingungen geschaffen, um den Zugang möglichst für alle Personengruppen zu gewährleisten. Diese gesetzlichen Vorschriften sind unter dem Namen Barrierefreiheit zu finden. In Paragraf 4 des Gesetzes zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ist dabei ausführlich definiert, wie die Barrierefreiheit im Netz aussehen soll:

„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“

Neben diesen Vorschriften existieren internationale Standards, die sich mit der Barrierefreiheit und der Überwindung des Digital Divide auseinandersetzen. Zu diesen Standards gehören beispielsweise die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die für öffentliche Stellen relevant sind. Behörden, Ämter und vergleichbare Einrichtungen sollten diese Standards berücksichtigen, wenn sie digitale Angebote und Inhalte bereitstellen.

Mit diesen Grundprinzipien der digitalen Spaltung entgegenwirken

Die Standards und Vorschriften in Bezug auf Barrierefreiheit, besonders die des WCAG, beinhalten einige wesentliche Kriterien, die dazu beitragen können, die digitale Kluft zu überwinden:

  1. Die Inhalte müssen bedienbar sein: Das heißt, dass die Informationen auf der jeweiligen Internetseite nicht nur mit der Computermaus, sondern auch einem anderen Eingabegerät angesteuert werden können. Beim Smartphone kann das zum Beispiel der Finger oder ein Hilfsmittel wie beispielsweise ein spezieller Stift sein.
  2. Die Inhalte müssen wahrgenommen werden können: Die Informationen, die sich auf der Seite finden, sollten möglichst vielfältig präsentiert werden. Das heißt, dass das geschriebene oder gesprochene Wort meist nicht ausreicht, um die Informationen allen zugänglich zu machen und damit den Digital Divide zu überwinden. Ideal ist es, wenn die Seite so aufbereitet ist, dass möglichst viele Sinnesorgane angesprochen werden und Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen die Möglichkeit haben, die Inhalte wahrzunehmen.
  3. Die Inhalte sollten nachvollziehbar sein: Bei der Internetseite sollte man sich nicht nur auf die Inhalte an sich konzentrieren. Wichtig ist außerdem, dass die Bedienelemente so gestaltet sind, dass sofort klar wird, mit welchen Befehlen oder welchen Klicks man an welche Stelle kommt und welche Informationen dort zu finden sind.
  4. Die Inhalte sollten robust konzipiert sein: Dieses Prinzip betrifft die Art und Weise, wie Inhalte in Zukunft funktionieren könnten. Im Idealfall sind die Inhalte so aufbereitet, dass sie auch noch mit technischen Lösungen funktionieren, die erst noch entwickelt werden. Robust in diesem Sinne heißt also, dass die Inhalte schnell an Innovationen werden können.

Bildnachweis: Blue Planet Studio / Shutterstock.com

Nach oben scrollen