Agiles Arbeiten: Schneller, flexibler, besser?

Agilität liegt im Trend und das aus gutem Grund: Agile Arbeitsformen bieten vielseitige Möglichkeiten, Projekte effizient und flexibel zu gestalten. Erfahren Sie mehr darüber, was agiles Arbeiten auszeichnet, welche Methoden sich bewährt haben und wie sie im Arbeitsalltag umgesetzt werden können.

Beshaeftigte nutzen Kanban board fuer agiles arbeiten

Agiles Arbeiten: Bedeutung & Definition

Agile Arbeitsformen sind Modelle, die sich durch eine besonders flexible Herangehensweise an Aufgaben und Projekte auszeichnen. Die Zusammenarbeit mit dem Kunden steht dabei im Mittelpunkt.

Das Konzept geht auf das sogenannte Agile Manifest („Manifesto for Agile Software Development“) zurück, das eine Gruppe von erfahrenen Softwareentwicklern kurz nach der Jahrtausendwende entwickelt hat. Es bildet die Basis für agiles Projektmanagement und beinhaltet vier zentrale Werte und zwölf Prinzipien als Leitlinien einer neuen Art der Projektarbeit. Im Vordergrund steht die enge Orientierung an Kunden, Transparenz und Flexibilität. Agiles Arbeiten ersetzt starre Strukturen, die oft nicht die nötigen Freiräume für optimale Ergebnisse lassen.

Anders als traditionelle Projektmanagement-Methoden, wie etwa das Wasserfallmodell mit seinen klaren Phasen, festen Abläufen und der linearen Planung, arbeiten agile Arbeitsformen mit iterativen Entwicklungsschleifen. Projekte werden nicht schon frühzeitig bis ins kleinste Detail geplant, sondern Schritt für Schritt vorangetrieben. Dadurch ist es möglich, Entwicklungen zu beurteilen, frühzeitig Feedback einzuholen und, falls nötig, eine andere Richtung einzuschlagen. Auf Kundenwünsche oder veränderte Rahmenbedingungen können sich Teams auf diese Weise besser einstellen.

Zu den Kernelementen des agilen Arbeitens zählen neben der iterativen Entwicklung auch der Fokus auf den Nutzen für Kunden, ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und die Eigenverantwortung und Selbstorganisation im Team. Mit passenden Methoden wie beispielsweise Scrum oder Kanban ist eine kontinuierliche Verbesserung sowie eine regelmäßige Reflexion möglich.

Die Vorteile von agilem Arbeiten für Teams und Unternehmen

Agiles Arbeiten im Team hat viele Vorteile – nicht nur für die Teams selbst, sondern auch für Unternehmen insgesamt. Ein wichtiger Aspekt ist die hohe Flexibilität, die beim agilen Arbeiten mit Methoden und Modellen verbunden ist. Kurze Entwicklungszyklen und ein regelmäßiger Austausch sorgen dafür, dass Teams kurzfristig auf veränderte Anforderungen oder Rahmenbedingungen reagieren können. Organisationen sind damit anpassungsfähiger und widerstandsfähiger gegenüber Krisen.

Ein weiterer wichtiger Pluspunkt von agilen Arbeitsformen liegt in der oft höheren Produktqualität. Weil immer wieder Feedback eingeholt und Herangehensweisen ständig in der Praxis getestet werden, werden Schwachstellen frühzeitig erkannt. Das macht es leichter, gezielt gegenzusteuern, bevor ernsthafte Schwierigkeiten auftauchen. Gleichzeitig steigt die Kundenzufriedenheit, wenn Produkte und Services stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe ausgerichtet sind.

Positiv ist agiles Arbeiten auch für die Zusammenarbeit im Team. Eine eigenverantwortliche Organisation kombiniert mit einer hohen Transparenz und der verstärkten Einbindung jedes Einzelnen sorgt häufig dafür, dass Mitarbeiter besonders motiviert und engagiert sind. Durch die gestalterischen Freiheiten, die ihnen agiles Arbeiten bietet, sind viele Beschäftigte zufriedener und kreativer. Das erhöht die Innovationskraft und stärkt den Teamgeist.

Agiles Arbeiten: Methoden & Frameworks

Für agiles Arbeiten stehen verschiedene Methoden und Frameworks zur Verfügung. Hier stellen wir Ihnen die Ansätze vor, die im Joballtag besonders häufig genutzt werden: Scrum, Kanban und Lean Management.

Scrum

In vielen Unternehmen ist Scrum das Mittel der Wahl für agile Arbeitsformen. Es besticht durch klar festgelegte Rollen: Der Product Owner priorisiert die Anforderungen an das Produkt, der Scrum Master unterstützt den Prozess und beseitigt Hürden und das Entwicklungsteam setzt das Vorhaben in die Praxis um.

Scrum setzt auf feste Ereignisse, zum Beispiel das Sprint Planning, das zur Planung der nächsten Schritte genutzt wird, oder das Daily Scrum, ein tägliches kurzes Meeting. Beim Sprint Review werden Ergebnisse vorgestellt, mit der Retrospektive reflektiert das Team den Prozess und arbeitet an seiner Optimierung. Auch das Product Backlog, das Sprint Backlog und das Inkrement spielen eine wichtige Rolle. Dabei geht es darum, Aufgaben transparent zu verwalten und zu planen sowie Fortschritte kontinuierlich zu kontrollieren. So können Teams flexibel auf Veränderungen reagieren.

Kanban

Auch Kanban ist eine gängige Methode beim agilen Arbeiten. Im Fokus steht dabei die Visualisierung von Arbeitsabläufen: Aufgaben werden auf einem Kanban-Board dargestellt, was hilft, den gesamten Prozess im Blick zu behalten. Zentral ist dabei, dass „Work in Progress“ (WIP) begrenzt wird. Dabei geht es darum, dass nicht zu viele Aufgaben gleichzeitig bearbeitet werden, um Engpässe zu vermeiden und ein fokussiertes Arbeiten zu ermöglichen. Kanban ist besonders interessant für Teams mit wechselnden Prioritäten und trägt zu einem kontinuierlichen Arbeitsfluss bei.

Lean Management

Lean Management war ursprünglich eine Herangehensweise in der Produktion. Hierbei geht es im Kern um eine optimale Wertschöpfung; die Verschwendung von Ressourcen soll vermieden werden. Schlanke Prozesse und fortlaufende Optimierungen tragen zur effizienten Nutzung von Ressourcen bei und helfen, verzichtbare Tätigkeiten auszumerzen.

Weitere Methoden nach Kontext: Design Thinking und Extreme Programming

Scrum, Kanban und Lean Management sind die gängigsten agilen Methoden. Es gibt jedoch noch weitere Ansätze, die je nach Kontext beim agilen Arbeiten genutzt werden können. Dazu zählt Design Thinking für kreative Problemlösungen und Produktentwicklungen ebenso wie Extreme Programming (XP), bei dem es speziell um die Verbesserung der Softwarequalität und die Förderung einer engen Zusammenarbeit im Entwicklungsteam geht.

Agile Rollen & Verantwortlichkeiten

Agile Arbeitsformen bestechen durch ihre Flexibilität, sie leben aber von klar definierten Rollen und Verantwortlichkeiten – und einem passenden Mindset. Eine zentrale Rolle spielt der Product Owner. Seine Aufgabe besteht darin, eine Vision für das Produkt zu entwickeln und Anforderungen im Product Backlog zu priorisieren. In dieser Rolle tauscht er sich regelmäßig mit den Stakeholdern und dem Entwicklungsteam aus. So kann er sicherstellen, dass die entwickelten Lösungen den Anforderungen und Wünschen der Kunden gerecht werden. Das Mindset des Product Owners ist von Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsstärke und dem Fokus auf den Kundennutzen geprägt.

Der Scrum Master unterstützt das Vorhaben: Er sorgt dafür, dass agile Prinzipien und Vorgehensweisen berücksichtigt werden, beseitigt Hürden, löst Probleme und fördert eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Dabei ist er weniger ein typischer Manager, sondern jemand, der dem Team zu einem selbstbestimmten Arbeiten verhilft.

Die operativen Aufgaben übernimmt das Entwicklungsteam. Es plant und organisiert seine Arbeit eigenständig, damit am Ende jedes Sprints ein Produktinkrement vorgestellt werden kann. Die Teammitglieder bringen dazu ihre spezifischen Fähigkeiten ein und kooperieren eng miteinander, um die Ziele gemeinsam zu erreichen.

Für den Erfolg von agilen Arbeitsformen spielt die Selbstorganisation von Entwicklungsteams eine entscheidende Rolle. Starre Hierarchien und strenge Kontrollen sind nicht gefragt, stattdessen bringen sich die Teammitglieder eigenverantwortlich ein. Ein solcher Arbeitsstil fördert nicht nur Kreativität und Innovation. Es kann auch sehr motivierend und bereichernd für die Mitarbeiter sein, ihren Aufgabe flexibel gerecht werden zu können.

Der agile Prozess: Iterationen & Feedbackschleifen

Agile Prozesse setzen auf das Prinzip der iterativen Entwicklung, wodurch eine kontinuierliche Verbesserung erreicht werden soll. Den Kern davon bilden kurze Entwicklungszyklen, sogenannte Sprints. Sie dauern in der Regel jeweils nur wenige Wochen. Mit jedem Sprint ist ein konkretes Ziel verknüpft, außerdem entsteht dabei ein funktionsfähiges Produktinkrement.

Durch die agile Gestaltung von Prozessen ist es möglich, komplexe Vorhaben in überschaubare Abschnitte zu teilen. Dabei steht das Ergebnis nicht erst ganz zum Schluss fest, sondern es gibt zwischendurch immer wieder Inkremente, die so an den Kunden geliefert werden können.

Zentral für die kontinuierliche Verbesserung ist das Feedback von Kunden und Stakeholdern. Rückmeldungen am Ende jedes Sprints sind fester Bestandteil der Feedbackschleifen und werden für die fortlaufende Optimierung des Produkts genutzt. Das Produkt wird so unmittelbar anhand der Bedürfnisse und Vorstellungen der Nutzer entwickelt. Mit kleinen Schritten wird es immer weiter optimiert, bis es die Beteiligten voll zufriedenstellt.

Indem die Beteiligten in den agilen Prozess eng eingebunden werden, kann eine maximale Transparenz erreicht werden. Zugleich wird das Vertrauen in das Entwicklungsteam und das Produkt selbst gestärkt.

Zum agilen Arbeiten gehört es darüber hinaus, aus Erfahrungen zu lernen. In Retrospektiven analysiert das Team regelmäßig, was gut funktioniert hat und wo es noch Luft nach oben gibt. Dadurch können Prozesse weiter verbessert werden; es wird ein gezieltes Lernen ermöglicht. Agilität ist damit nicht nur eine Methode, sondern auch eine Grundhaltung.

Herausforderungen bei der Einführung von agilen Arbeitsformen

Neben zahlreichen Vorteilen kann agiles Arbeiten auch Herausforderungen mit sich bringen, die nicht unterschätzt werden sollten. Wer mögliche Hindernisse auf dem Schirm hat, kann ihnen besser vorbeugen.

Eine typische Hürde sind interne Widerstände gegen Veränderungen in der Unternehmenskultur. Agilität setzt ein Umdenken voraus; es geht mit einer bewussten Abkehr von starren Hierarchien und Kontrolle einher. Der Fokus wird stattdessen auf Transparenz, Vertrauen und Eigenverantwortung gelegt. In der Praxis sorgt das für einen tiefgreifenden Kulturwandel in Unternehmen, den üblicherweise nicht alle Mitarbeiter gleichermaßen gutheißen. Wenn Mitarbeiter und Führungskräfte an traditionellen Abläufen und Hierarchien festhalten, kann das für Spannungen und Konflikte sorgen.

Herausforderungen in der Umsetzung von agilen Arbeitsformen können sich auch ergeben, wenn die Beteiligten sich mit agilen Prinzipien nicht gut genug auskennen. Wird Agilität beispielsweise eher als Methode verstanden, ohne dass die damit verknüpften Werte verinnerlicht werden, kann der Effekt verpuffen. Um das zu verhindern, ist eine transparente Kommunikation wichtig. Schulungen und ein offener Austausch fördern ein agiles Mindset bei allen Beteiligten.

Ohne Unterstützung von Führungskräften geht es nicht

Eine Herausforderung kann auch darin bestehen, agile Methoden in größeren Organisationen zu skalieren. Was in kleinem Rahmen funktioniert, lässt sich nicht immer eins zu eins auf ganze Abteilungen oder Unternehmen übertragen. Es kann erforderlich sein, Strukturen und Vorgehensweisen anzupassen. Auch eine enge Abstimmung in Teams und passende Frameworks sind hilfreich.

Damit agiles Arbeiten in Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden kann, braucht es die aktive Unterstützung von Führungskräften. Nur wenn sie sich einbringen und die Mitarbeiter anleiten und unterstützen, können agile Arbeitsformen ihr volles Potenzial entfalten. Führungskräfte sollten sich dazu als Coaches verstehen, die ihre Mitarbeiter dazu befähigen, agil zu arbeiten.

Soft Skills, die beim agilen Arbeiten wichtig sind

Wer in einer agilen Arbeitswelt bestehen möchte, braucht nicht nur Kompetenzen und Wissen. Auch bestimmte Soft Skills spielen eine entscheidende Rolle bei der agilen Zusammenarbeit im Team.

  • Zu den wichtigsten Eigenschaften beim agilen Arbeiten gehört eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit in Kombination mit der Fähigkeit, aktiv zuzuhören. Wer anderen aufmerksam zuhört und sich klar ausdrückt, kann sich konstruktiver mit anderen austauschen. Er versteht auch besser, welche Wünsche und Bedürfnisse andere haben. Das ist hilfreich für eine reibungslose Kooperation.
  • Essenziell sind auch Teamfähigkeit und die Bereitschaft, eng mit anderen zusammenzuarbeiten. Agile Arbeitsformen leben von einem aktiven Miteinander, von einem guten Informationsfluss und geteilten Erfahrungen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt in einem Umfeld, in dem sich die Beteiligten gegenseitig unterstützen. 
  • Gefragt sind beim agilen Arbeiten auch Problemlösungskompetenz und Kreativität. Es können sich jederzeit Hindernisse und Herausforderungen ergeben. Mit der nötigen Flexibilität ist es leichter, passende Lösungen zu finden und umzusetzen.
  • Wichtig sind auch Anpassungsfähigkeit und Offenheit für Feedback. Wenn Rückmeldungen von anderen nicht als Angriff, sondern als Chance zur persönlichen Entwicklung gesehen werden, können sich Mitarbeiter kontinuierlich verbessern. 
  • Nicht zuletzt kommt es beim agilen Arbeiten auf Eigenverantwortung und eine gute Selbstorganisation an. Wenn alle Beteiligten die Verantwortung für ihre Aufgaben ernst nehmen und sich eigenständig organisieren, leistet jeder Einzelne einen spürbaren Beitrag. Das beeinflusst den Erfolg von Projekten maßgeblich.

Agiles Arbeiten im Team: Ein Praxisbeispiel

Wie agiles Arbeiten aussehen kann, wird am ehesten anhand von praxisnahen Beispielen deutlich. Stellen wir uns vor, ein Team arbeitet an der Entwicklung einer Software. Wie könnte das ablaufen?

Zu Beginn des Projekts definiert der Product Owner die Anforderungen und setzt Prioritäten im Product Backlog. Das Team plant anschließend die Umsetzung und nutzt dabei Sprints von jeweils zwei Wochen. Jeden Morgen treffen sich die Beteiligten zum Daily Scrum: In einer Stehkonferenz berichten die Teammitglieder, was sie gemacht haben, was heute für sie ansteht und ob es Probleme oder Herausforderungen gibt, bei denen sie Unterstützung brauchen. Dieses tägliche Meeting hilft bei der Abstimmung und ist wichtig, um Hürden frühzeitig zu erkennen.

Während des Sprints arbeiten die Beteiligten eigenverantwortlich an ihren jeweiligen Aufgaben, die im Sprint Backlog festgehalten werden. Auf einem digitalen Board werden diese Tätigkeiten in den verschiedenen Phasen visualisiert – von „To Do“ über „In Progress“ bis zu „Done“. So behält das Team den Überblick.

Am Ende eines Sprints werden die Ergebnisse im Sprint Review vorgestellt. Kunden und Stakeholder geben ein Feedback, welches bei der weiteren Planung berücksichtigt wird. Anschließend reflektiert das Team in der Retrospektive, wie es gelaufen ist und wie der nächste Sprint optimal gestaltet werden kann.

Bei der Einführung von agilem Arbeiten können Beispiele helfen, Möglichkeiten und Vorgehensweisen besser zu durchdringen. Es kann sich anbieten, mit einem überschaubaren Pilotprojekt zu starten, um agile Methoden zu testen und sich als Team auf die Herausforderung einzustellen. Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern durch Schulungen und konstruktive Vorgaben helfen. Auch eine offene Fehlerkultur in Unternehmen ist wichtig, um die Entwicklung zu einem agilen Mindset zu fördern.

Bildnachweis: Andrey_Popov / Shutterstock.com

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