Innere Stimme entwickeln: So funktioniert’s!

Unsere innere Stimme ist von unseren Erfahrungen geprägt und kann ein moralischer Kompass sein, aber sie kann uns auch im Weg stehen. Positive Erfahrungen und ein wenig Training können helfen, unsere innere Stimme und damit unsere Intuition zu stärken, sodass sie zu einem verlässlichen Partner wird. Manchmal ist es jedoch auch sinnvoll, die innere Stimme abzuschalten und sich auf seinen Verstand zu verlassen.

Ein Mann hat die Augen geschlossen, was ist die innere Stimme?

Was ist die innere Stimme?

Unsere innere Stimme kann sich in verschiedenen Situationen zu Wort melden. Manche Menschen beschreiben sie als eine reale Stimme. Wenn sie ihre innere Stimme hören, haben sie das Gefühl, dass jemand zu ihnen spricht. Die Stimme kommt aber nicht von außen, sondern von innen.

Für andere Menschen ist die innere Stimme dagegen ein Gefühl. Sie nennen die innere Stimme deshalb auch Bauchstimme, Bauchgefühl oder Intuition. Auch sie bemerken ihre innere Stimme im Alltag. Wenn sie zum Beispiel eine Entscheidung zu treffen haben, kann sich die innere Stimme als instinktives Gefühl bemerkbar machen und dazu beitragen, dass sie sich für oder gegen eine bestimmte Sache entscheiden.

Wir hören die innere Stimme vor allem dann, wenn wir uns unsicher fühlen, wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden oder wenn es uns schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen. Die innere Stimme kann dann ein Ratgeber sein, der sich in uns zu Wort meldet.

Andere bezeichnen ihre innere Stimme als moralische Instanz. Die Stimme oder das Bauchgefühl meldet sich bei ihnen, wenn sie dabei sind, sich ethisch falsch zu verhalten oder vor einem moralischen Dilemma stehen.

Unsere innere Stimme kann uns dabei helfen:

  • Schnell zu entscheiden, ob wir komplexen Sachverhalten zustimmen oder sie ablehnen.
  • Eine Gefahr frühzeitig zu erkennen.
  • Einen Zusammenhang zu spüren, bevor wir ihn rational erfassen.
  • Sicherheit in unsicheren Situationen zu gewinnen, weil wir wissen, dass wir uns auf unsere Intuition verlassen können.

Woher kommt unsere innere Stimme?

Psychologen gehen davon aus, dass unsere innere Stimme von unseren bisherigen Erfahrungen und Erlebnissen geprägt ist. Seien diese positiv oder negativ. Deshalb können sich manche Menschen von ihrer inneren Stimme gelähmt fühlen. Das kann etwa passieren, wenn Menschen in ihrer Kindheit und Jugend negative Glaubenssätze verinnerlicht haben – „Du kannst nichts und wirst nie etwas erreichen“. Solche Aussagen können sich einbrenne und bis ins Erwachsenenalter nachwirken.

In diesem Sinne kann die innere Stimme ein Grund dafür sein, dass die Person unglücklich ist und ihr Potenzial nicht frei entfalten kann. Sie hat immer den Glaubenssatz im Hinterkopf, dass sie es sowieso nicht schaffen wird.

Unsere innere Stimme kann also stark von unserer Erziehung geprägt sein, von den Werten, die uns vermittelt wurden, und von der Art und Weise, wie Erwachsene um uns herum mit herausfordernden Situationen umgegangen sind.

Das bedeutet auch, dass Kinder, die überwiegend mit positiven Erfahrungen und Vorbildern aufgewachsen sind, mehr von ihrer inneren Stimme profitieren können. Sie „hören“ ermutigende Aussagen, erfahren Bestätigung und können sich eher darauf verlassen, dass ihr Bauchgefühl sie zu einer guten Entscheidung führt.

Die Vorteile der inneren Stimme

Auch für Menschen, die ein eher negatives Umfeld erlebt haben, kann die innere Stimme hilfreich sein. Denn die innere Stimme lässt sich trainieren. Man kann lernen, die innere Stimme bewusst einzusetzen und negative Erfahrungen aus der Kindheit auszublenden. Gelingt dies, kann die innere Stimme folgende Vorteile bieten:

  1. Bessere Entscheidungen: Wer sich auf seine innere Stimme verlassen kann, trifft oft auch in stressigen und herausfordernden Situationen gute Entscheidungen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass unsere Intuition uns schnell spüren lässt, wenn etwas mit einer Sache oder einer Entscheidung nicht stimmt. Viele Menschen sind erstaunt, wenn sie im Nachhinein feststellen, wie richtig sie mit ihrem ersten Bauchgefühl lagen.
  2. Selbstreflexion: Wer seiner inneren Stimme vertraut, gewinnt ein ganz neues Selbstbewusstsein. Dazu muss die innere Stimme natürlich von negativen Glaubenssätzen befreit werden. Ist dies gelungen und haben wir gelernt, unsere innere Stimme wahrzunehmen, lernen wir uns selbst besser kennen. Wer sich auf die Erfahrung einlässt und seiner inneren Stimme bewusst nachspürt, bekommt ein besseres Verhältnis zu sich selbst und seinen Fähigkeiten. Das hilft nicht nur, die eigenen Stärken besser wahrzunehmen, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen.
  3. Gelassenheit: Wer gelernt hat, sich in Stresssituationen auf seine innere Stimme zu verlassen, kann in herausfordernden Situationen gelassener reagieren. Denn er weiß, dass er seiner Intuition vertrauen kann und zu guten Ergebnissen kommt, wenn er auf seine innere Stimme hört. Dies kann sogar die eigene Resilienz stärken. Ein starker innerer Verbündeter hilft, nach Rückschlägen wieder auf die Beine zu kommen oder sogar gestärkt aus einer solchen Situation hervorzugehen.

Auf die innere Stimme hören: So können wir sie trainieren

Auf die innere Stimme zu hören, kann positive Auswirkungen haben. Natürlich sollte man sich nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen. Denn manche Entscheidungen müssen rational begründet sein. Wann man sich eher auf seine innere Stimme verlassen sollte und wann es besser ist, rationale Gründe entscheiden zu lassen, will auch gelernt sein. Wer das weiß, hat schon den ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Rationale Argumente in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen, fällt den meisten Menschen deutlich leichter, als auf die innere Stimme zu hören. Im Folgenden sollen daher einige Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man seine innere Stimme trainieren kann, ohne dabei den Verstand aus den Augen zu verlieren:

  1. Zeit für Selbstreflexion nehmen: Um unsere innere Stimme zu hören, müssen wir sie erst einmal wahrnehmen. Gerade im stressigen Alltag fällt das schwer. Wer seine innere Stimme trainieren möchte, sollte sich deshalb bewusst Auszeiten nehmen und nach innen lauschen: Wie geht es mir gerade? Spüre ich Unsicherheit in Bezug auf eine Entscheidung oder Situation? Was ist das erste Gefühl, das sich einstellt, wenn ich an die Beförderung denke? Je öfter wir uns die Zeit nehmen, auf unsere innere Stimme zu hören, desto besser können wir sie auch in herausfordernden Situationen wahrnehmen.
  2. Positive Beispiele sammeln: Versuchen Sie sich an Situationen und Entscheidungen zu erinnern, in denen Ihnen Ihre innere Stimme geholfen hat. Vielleicht haben Sie schon einmal auf Ihre innere Stimme gehört und eine Entscheidung getroffen, die auf den ersten Blick irrational war, die sich aber im Nachhinein als richtig herausgestellt hat? Suchen Sie möglichst viele solcher positiven Beispiele und rufen Sie sich immer wieder in Erinnerung, wie gut es war, auf Ihre innere Stimme zu hören.
  3. Negative Beispiele analysieren: Sie werden eine bessere Intuition entwickeln, wenn sie nicht nur auf diejenigen Entscheidungen konzentrieren, die gut gelaufen sind. Um eine zuverlässige Intuition zu entwickeln, müssen Sie auch diejenigen Situationen analysieren, in denen Ihre innere Stimme nicht ihr bester Berater war. Unter Umständen erkennen Sie ein Muster oder können Strategien ableiten, wie Sie Ihre innere Stimme in Zukunft noch besser einsetzen können.
  4. Innere Stimme abschalten: Zum Training gehört auch zu lernen, wann man seine innere Stimme ausschalten muss. Auch wenn unsere Intuition und unser Bauchgefühl gute Ratgeber sein können, gibt es immer wieder Situationen, in denen wir rational denken und handeln müssen – da kann uns unsere innere Stimme im Weg stehen. Gerade bei komplexen Fragestellungen oder Aufgaben, die eine tiefgründige Analyse erfordern, kann die innere Stimme eher hinderlich sein.

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