Krisenbewältigung im Berufsleben: Strategien & Tipps für Mitarbeiter und Führungskräfte

Krisen sind im Berufsleben keine Seltenheit. Ob Scheitern eines Projekts oder Kündigung: In beiden Fällen ist eine gute Krisenbewältigung wichtig. Wer gut mit Krisen umgehen kann, hat nicht nur eine gesündere Psyche, sondern ist in der Regel auch erfolgreicher – sowohl privat als auch beruflich. Wie Krisen erfolgreich bewältigt werden können, schauen wir uns hier genauer an.

Ein Mann hält die Hände an die Schläfen, wie gelingt die Krisenbewältigung?

Bewältigung von Krisen: Warum die Fähigkeit zu Krisenbewältigung wichtig ist

Wohl niemand von uns wird durchs Leben gehen können, ohne eine oder gar mehrere Krisen zu durchleben. Daher ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, wie eine gute Krisenbewältigung aussehen kann.

Denn nicht zuletzt in unserem beruflichen Alltag werden wir immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert: Eine entgangene Beförderung, ein cholerischer Chef oder Kollegen, die einem das Leben schwer machen, können die Freude an der Arbeit nachhaltig verderben.

Mit derartigen Herausforderungen geht jeder anders um. Während eine entgangene Beförderung für die einen ein Grund ist, sich ins Zeug zu legen und mit Leistung zu überzeugen, stürzt es die anderen in eine handfeste Krise.

Vielleicht haben sie das höhere Gehalt bereits eingeplant und befürchten nun finanzielle Probleme. Oder sie sind in erster Linie einfach enttäuscht, dass der Vorgesetzte die Arbeit nicht so bewertet wie man selbst. Durch die entgangene Beförderung wird dann möglicherweise eine Gedankenspirale in Gang gesetzt, aus der sich die betroffenen Personen nur schwer befreien können. Sie denken beispielsweise pausenlos darüber nach, warum ein anderer Kollege bevorzugt wurde und was sie falsch gemacht haben.

Fehlende Bewältigung von Krisen: die Folgen

Wer aus der beschriebenen Gedankenspirale keinen Ausweg findet, riskiert psychische Probleme. Wie sich diese äußern, ist individuell verschieden. Bei den einen geht anhaltender Stress mit schlechter Laune einher, die anderen entwickeln Angstzustände bis hin zu Depressionen.

Betroffene sollten sich daher darauf fokussieren, Krisen so schnell wie möglich zu bewältigen. Andernfalls könnten die Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit erheblich sein.

Eine Möglichkeit, Krisen zu bewältigen, kann darin bestehen, sich aktiv mit der aktuellen Lebenskrise zu beschäftigen und so die negativen Auswirkungen auf die (mentale) Gesundheit zu minimieren.

Krisenbewältigung: Diese Modelle gibt es

In der Wissenschaft wurden in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Modelle zur Krisenbewältigung herausgearbeitet. Einige Fachrichtungen, wie zum Beispiel die Psychologie und die Sozialarbeit, nutzen verschiedene Ansätze, um mit betroffenen Personen zu arbeiten.

Zu den bekannteren Modellen der Krisenbewältigung zählen unter anderem folgende:

  1. Das ABC-Modell nach Ellis: Dieses Modell von Albert Ellis beruht in erster Linie darauf, dass wir bestimmte Reize, die wir in den meisten Fällen unbewusst wahrnehmen, bewerten. Aus dieser Bewertung resultiert unser Verhalten. Aus dieser Abfolge setzt sich auch die Bezeichnung des Modells zusammen: A = Activating Event (auslösendes Ereignis), B = Belief (unsere Bewertung) und C = Consequences (unser Verhalten, das daraus resultiert). Wenn wir etwas an den Stufen A oder B ändern können, hat das möglicherweise einen Einfluss auf unsere Art der Krisenbewältigung.
  2. Lazarus und Folkmans Transaktionsmodell für Stress und Bewältigung: Dieses Modell gründet auf der Überzeugung, dass die Fähigkeiten von Personen, mit Stress, Problemen und Lebenskrisen umzugehen, davon abhängen, welche Interaktionen zwischen der Person und ihrer Umgebung stattfinden. Die Interaktionen werden auch als Transaktionen bezeichnet, was dem Modell seinen Namen verleiht.
  3. Krisenbewältigung nach Schuchardt: Das Modell von Erika Schuchardt konzentriert sich auf die Trauerbewältigung. Die acht Phasen, die Personen dabei durchlaufen, werden als Spirale dargestellt: Ungewissheit, Gewissheit, Aggression, Verhandlung, Depression, Annahme, Aktivität, Solidarität. Diese Spiralstufen werden zudem in verschiedene Zwischenphasen unterteilt. Das Spiralmodell unterscheidet sich von anderen Modellen der Krisenbewältigung unter anderem dadurch, dass die einzelnen Spiralen miteinander verbunden sind und nicht – wie die Phasen der Krisenbewältigung anderer Modelle – unabhängig voneinander existieren.

Krisenbewältigungsstrategien: Die Bedeutung der Resilienz

In den letzten Jahren hat das Konzept der Resilienz immer größere Aufmerksamkeit erfahren – besonders im Hinblick auf die Bewältigung von Krisen. Verschiedene Studien kamen nämlich zu dem Ergebnis, dass es gerade unsere Fähigkeit zur Resilienz ist, die uns dabei hilft, Krisen zu bewältigen.

Ein hohes Maß an Resilienz führt sogar dazu, dass wir gestärkt aus Krisen hervorgehen. Resiliente Menschen haben die Fähigkeit, Krisen anzunehmen und die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern. Sie durchleben die Krise, lassen sich davon aber nicht nachhaltig beeindrucken. Vielmehr sehen sie Rückschläge als Chance, Neues zu lernen und sich zu verbessern, sodass sie beim nächsten Rückschlag oder bei der nächsten Herausforderung über mehr Kompetenzen verfügen, um die erneut schwierige Situation zu meistern.

Resilienz wird oft mit psychischer Widerstandsfähigkeit gleichgesetzt. Dabei wird häufig das anschauliche Beispiel eines Gummibandes verwendet: Resilienten Menschen gelingt es, nach einer Belastung wieder in die Ausgangssituation zurückzukehren – so wie ein Gummiband nach dem Dehnen wieder in die Ausgangsposition zurückkehrt.

Bewältigung von Lebenskrisen: Die Elemente der Resilienz

Experten gehen davon aus, dass es vor allem die folgenden Verhaltensweisen sind, die von Resilienz zeugen und bei der Krisenbewältigung helfen:

  1. Veränderungen akzeptieren: Menschen, die über Resilienz verfügen, kommen gut mit Veränderungen zurecht. Sie schaffen es, sich schnell auf neue Gegebenheiten einzustellen und diese anzunehmen. Das führt dazu, dass es ihnen schneller und besser gelingt, sich an unvorhergesehene Ereignisse anzupassen.
  2. Selbstwirksamkeit erfahren: Ein weiterer wichtiger Punkt, um Krisen zu bewältigen und schwierige Situationen zu meistern, ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wer auf sich und sein Können vertraut und schon öfter erfahren hat, dass er Krisen meistern kann, dem wird es auch in der aktuellen Situation eher gelingen. Selbstwirksamkeit ist daher ein zentraler Aspekt in Bezug auf Resilienz.
  3. Auf soziale Unterstützung vertrauen können: Ein entscheidender Punkt bei der Bewältigung von Krisen ist die Fähigkeit, sich Unterstützung von anderen zu holen. Menschen, die gut mit Krisen umgehen können, sind in der Lage, andere um Hilfe zu bitten. Sie schaffen es auch, sich ein verlässliches Netzwerk aufzubauen, das ihnen in Krisensituationen hilft. Gerade eine gute Beziehung zu Freunden und Familie ist ein wichtiger Resilienzfaktor, der dazu beitragen kann, Krisen besser zu bewältigen.
  4. Mit Problemen konstruktiv umgehen können: Menschen, die in der Lage sind, konstruktive Lösungen für Probleme zu finden, haben bessere Chancen, Krisen zu bewältigen. Wer konstruktiv mit Problemen umgehen kann, lässt sich nicht so leicht unterkriegen und fühlt sich Herausforderungen weniger hilflos ausgeliefert. Das wiederum hilft, schneller Wege aus der Krise zu finden.

Bewältigung von Lebenskrisen: Resilienz hilft

Die Fähigkeit zur Resilienz spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Krisen. Laut Experten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die eigene Resilienz zu stärken. Wie bei allen psychologischen Fragestellungen kommt es dabei auf die individuelle Disposition an.

  1. Sich selbst reflektieren: Ein besseres Verständnis des eigenen Handelns ist ein wichtiger Schritt zu mehr Resilienz. Man kann nur dann etwas verändern, wenn man einen möglichst genauen Überblick über die eigene Ausgangssituation hat. Resilienztraining beginnt daher oft damit, sich selbst besser kennenzulernen.
  2. Muster erkennen: Betrachten Sie rückblickend vor allem solche Situationen, in denen Sie sich besonders gestresst gefühlt haben. Erkennen Sie bestimmte Muster in Ihren Handlungen? Können Sie beschreiben, wie Sie mit Belastungen umgegangen sind? Auf diese Weise können Sie Strategien für die Zukunft entwickeln.
  3. Stärken und Schwächen analysieren: Was können Sie bereits hervorragend leisten und welche kognitiven Ressourcen stehen Ihnen jetzt schon zur Verfügung? Je besser Sie Ihre Stärken kennen, desto leichter können Sie Krisen bewältigen.
  4. Akzeptanz entwickeln: Je schneller und besser Sie akzeptieren können, dass man bestimmte Dinge nicht ändern kann, desto besser für Ihre Resilienz. Denn sich ständig über Dinge zu ärgern, auf die man keinen Einfluss hat, stresst nur und hilft sicher nicht bei der Krisenbewältigung.
  5. Selbstfürsorge praktizieren: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper – das wussten schon die alten Römer. Wer künftig angemessen mit Rückschlägen umgehen möchte, der muss zunächst dafür sorgen, dass es ihm körperlich gut geht. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und möglichst viel Bewegung sind die Grundlage dafür, dass wir mentale Herausforderungen besser bewältigen können.

Es gibt noch viele andere Strategien, die bei der Bewältigung von Lebenskrisen helfen können. Probieren Sie aus, was Ihnen am besten hilft. Wenn Sie aber merken, dass Sie alleine nicht weiterkommen, wenden Sie sich am besten an einen Experten.

Bildnachweis: Just dance / Shutterstock.com

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