Manterrupting erkennen & dagegen vorgehen

Manterrupting beschreibt die Situation, in der Frauen im Gespräch von einem Mann unterbrochen werden. Das ist nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern wird durch verschiedene Studien belegt: Männer unterbrechen weibliche Redner fünfmal häufiger als männliche Redner. Woher dieses Verhalten kommt und wie Frauen sich dagegen wehren können, verraten wir hier.

Ein Mann hält den Zeigefinger hoch, was ist Manterrupting?

Manterrupting: Was versteht man darunter?

Manterrupting setzt sich aus den englischen Wörter „man“ (dt. Mann) und „interruption“ (dt. Unterbrechung) zusammen.

Manterrupting bedeutet also, in einem Gespräch von einem Mann unterbrochen zu werden. Laut einer Studie des Journal of Language and Social Psychology werden Frauen fast fünfmal häufiger von Männern unterbrochen als andere Männer.

Eine andere Studie der Universities of California and Southern California kommt sogar zu dem Schluss, dass Frauen in Vorstellungsgesprächen häufig das Nachsehen haben. Denn auch hier werden sie deutlich häufiger unterbrochen als männliche Bewerber.

Woher kommt Manterrupting?

Woher diese Verhaltensweise kommt, lässt sich nur erahnen. In der Psychologie gibt es verschiedene Erklärungen für das Phänomen:

  • Einige gehen davon aus, dass Manterrupting auf schlechte Manieren zurückzuführen ist. Wer als Kind gelernt hat, dass es nicht allzu wichtig ist, Frauen ausreden zu lassen, der wird sie vermutlich auch im Erwachsenenalter häufiger unterbrechen. Vielleicht sogar, ohne es zu merken.
  • Bei anderen kommt das Manterrupting aber daher, dass sie es nicht für nötig halten, eine Frau ausreden zu lassen. Bei diesen Männern ist also nicht die Kinderstube schuld, sondern die sexistische Einstellung gegenüber Frauen.
  • Eine andere Spielart des Manterrupting kommt daher, dass der Mann seine eigene Stellung im Unternehmen dadurch untermauern will, dass er Frauen nicht zu Wort kommen lässt. Manterrupting als Machtdemonstration sozusagen.
  • Manterrupting kann aber auch ganz gezielt dazu genutzt werden, die Gesprächspartnerin zu verunsichern. Wenn man ständig unterbrochen wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man vergisst, was man eigentlich sagen wollte. Und die Argumentation wird dadurch natürlich auch geschwächt. Wer seine Argumentationskette nicht stringent vortragen kann, sondern mitten im Satz unterbrochen wird, der wirkt wenig überzeugend.
  • Ebenfalls störend ist das Unterbrechen anderer Personen, weil man befürchtet, den eigenen Gedanken sonst zu vergessen. Manterrupting ist in diesem Fall also auf ein schlechtes Gedächtnis oder mangelnde Konzentrationsfähigkeit zurückzuführen.

Die Folgen des Manterrupting

Die meisten Frauen sind nicht unbedingt begeistert, wenn sie in einem Gespräch ständig von einem Mann unterbrochen werden. Das Manterrupting kann so schnell zu einem ernsthaften Problem werden.

So kann ein Kollege, der zum Manterrupting neigt, schnell von Frauen im Team gemieden werden. Schließlich möchte man nicht mit einem unhöflichen oder gar abwertenden Kollegen zusammenarbeiten. Vielleicht etabliert der Kollege durch seine Kommunikationsweise sogar eine neue Art des Umgangs im Team.

Andere Männer, die das Verhalten beobachten, könnten sich gezwungen sehen, sich ebenso zu verhalten. Das droht vor allem dann, wenn Manterrupting als Form der Stärke und Machtdemonstration wahrgenommen wird. Die übrigen männlichen Kollegen möchten in dieser Hinsicht nicht zurückstehen und als weniger dominant wahrgenommen werden und beginnen daher ebenfalls damit, Frauen im Team zu unterbrechen.

Im schlimmsten Fall wirkt sich Manterrupting so auf das gesamte Klima im Team aus. Frauen fühlen sich nicht mehr wertgeschätzt und ihre Meinungen und Ansichten werden nicht mehr gehört.

Das wirkt sich nur negativ auf die weiblichen Mitarbeiter aus. Manterrupting hat auch Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg. Denn Frauen, die sich nicht wertgeschätzt fühlen, werden kaum Verbesserungsvorschläge einreichen oder Ideen für Innovationen äußern. Manterrupting schadet damit dem gesamten Unternehmen und kann sogar Arbeitsplätze bedrohen. Denn ein weniger innovatives Unternehmen wird Probleme haben, am Markt gegen die Konkurrenz zu bestehen.

Tipps und Strategien gegen Manterrupting

Auch in Ihrem Team kommt es immer wieder vor, dass Sie als Frau häufig unterbrochen werden? Das ist ärgerlich und kann langfristig dazu führen, dass Sie den Spaß an Ihrer Arbeit verlieren. Daher haben wir ein paar Tipps, wie Sie Manterrupting unterbringen können:

  1. Den Störer offen ansprechen: Wenn Sie regelmäßig von einem Kollegen unterbrochen werden, lohnt es sich, dies direkt anzusprechen. Sie können ihn beispielsweise nach einem Gespräch darauf hinweisen, dass Sie es nicht hilfreich finden, ständig unterbrochen zu werden. Unter Umständen ist ihm gar nicht bewusst, dass er Sie unterbricht. Dass Sie diese Tatsache offen zur Sprache bringen, kann vielleicht schon helfen, dass er sein Verhalten überdenkt und Sie in Zukunft nicht mehr oder zumindest nicht mehr so häufig unterbricht.
  2. Andere Frauen unterstützen: Gegen das allgemeine Phänomen Manterrupting können Sie angehen, indem Sie Frauen, die ebenfalls häufig von Männern unterbrochen werden, zur Seite stehen. Sollte eine Frau im Gespräch gerade das Wort haben und ein Mann sich anschicken, die Frau zu unterbrechen, sollten Sie versuchen, ihn zu stoppen. Ein gezielter Blick oder eine Geste kann schon reichen. Hilft das nicht, können Sie verbal in das Geschehen eingreifen. Weisen Sie den Mann darauf hin, dass gerade die Kollegin gesprochen hat und man doch zunächst abwarten sollte, bis sie ihren Gedanken zu Ende geführt hat.
  3. Eigenes Verhalten reflektieren: Wie so oft ist ein wenig Selbstkritik ein guter Ausgangspunkt, um etwas zu ändern. Zunächst sollten Sie beobachten, in welchen Situationen und von wem Sie unterbrochen werden. Vielleicht haben Sie nur den Eindruck, dass es sich hauptsächlich um Manterrupting handelt, wenn Sie jedoch genauer hinschauen, könnten Sie feststellen, dass auch Frauen Sie unterbrechen. Das wiederum könnte ein Hinweis darauf sein, dass es nicht an Ihrem Umfeld, sondern unter Umständen an der Art und Weise liegt, wie Sie kommunizieren.
  4. Gekonnt Sprechen: Gehören Sie zu den Menschen, die häufig Sätze abbrechen, weil sie vergessen haben, was sie sagen wollten? Das kann ein Grund dafür sein, dass Sie häufiger unterbrochen werden. Wenn Ihnen Ihre Gesprächspartner nicht folgen können, bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, als Sie zu unterbrechen. Die Unterbrechung kommt dann aber eher aus dem Bedürfnis heraus, zu verstehen, was Sie eigentlich sagen möchten. Trotzdem ist es natürlich kein schönes Gefühl, unterbrochen zu werden. Vermeiden können Sie das, indem Sie sich einen klaren Plan zurechtlegen, bevor Sie anfangen zu reden. Bei längeren Gesprächsbeiträgen sollten Sie sich Stichpunkte notieren, an denen Sie sich orientieren können. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie unterbrochen werden. Gleichzeitig steigt die Chance, dass Ihre Zuhörer Sie besser verstehen.
  5. Stimmlage und Körperhaltung trainieren: Einige Experten gehen davon aus, dass Frauen unter anderem aufgrund ihrer Stimmlage häufiger unterbrochen werden. Männer reden aus anatomischen Gründen deutlich tiefer als Frauen und eine tiefere Stimmlage strahlt mehr Seriosität und Autorität aus. Frauen, die nicht unterbrochen werden möchten, sollten sich dieses Wissen zunutze machen. Sie können zum Beispiel mit einem Stimmtrainer versuchen, beim Sprechen in eine tiefere Stimmlage zu kommen.

    Aber auch durch Ihre Körperhaltung können Sie dem Manterrupting entgegenwirken. Wenn Sie aufrecht stehen oder sitzen, wirkt sich das zum einen positiv auf die Fülle Ihrer Stimme aus. Zum zweiten vermittelt eine aufrechte Körperhaltung Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Personen, die diese Eigenschaften ausstrahlen, werden weniger häufig unterbrochen. Wenn Sie dagegen zusammengekauert auf Ihrem Stuhl verharren, ist das eher ein Zeichen dafür, dass Sie unsicher sind und eigentlich gar nicht sprechen wollen. Der ein oder andere Gesprächspartner könnte das als Aufforderung verstehen, Sie zu unterbrechen.

Bildnachweis: TunedIn by Westend61 / Shutterstock.com

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