Moral und Ethik im Job – ein Leitfaden für das Berufsleben

Moralisches Handeln ist nicht nur im Privatleben gefragt, sondern auch im Beruf. Erfahren Sie hier, welche Rolle Ethik und Moral im Joballtag spielen, was es bedeutet, bei der Arbeit ethisch zu handeln, und wie Sie Herausforderungen souverän meistern, ohne Ihre Werte aus den Augen zu verlieren.

ein geschaeftsmann lehnt aufgrund von moral und ethik bestechung ab

Ethik und Moral: Definition und Bedeutung

Ethik und Moral sind geläufige Begriffe, die häufig synonym verwendet werden. Dabei handelt es sich nicht um dasselbe, denn es gibt entscheidende Unterschiede zwischen Moral und Ethik.

Moral ist das System von Werten, Normen und Regeln, das in einer Kultur oder Gesellschaft herrscht. Daraus leitet sich ab, was gemeinhin als „richtig“ oder „falsch“ eingestuft wird. Moralische Vorstellungen entstehen durch Gewohnheiten und Traditionen, aber auch durch religiöse Einflüsse. Sie werden meist durch die Erziehung an die nächste Generation weitergegeben und unreflektiert übernommen. Welche Moralvorstellungen herrschen, kann sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und Kultur zu Kultur unterscheiden.

Ethik ist mit Moral eng verknüpft, denn es handelt sich um die Auseinandersetzung mit der Moral in der Philosophie. Gemeint ist also das Nachdenken über moralische Aspekte, zum Beispiel, warum etwas als moralisch gut oder schlecht gilt. Die Ethik geht kritisch an moralische Prinzipien heran und ist unabhängig von Kultur oder Religion.

Ein Beispiel, um den Unterschied zwischen Moral und Ethik zu verdeutlichen:

  • „Du sollst nicht töten“ = Moral
  • „Warum soll man nicht töten?“ = Ethik

Ein weiteres Beispiel:

  • „Man soll nicht stehlen“ = Moral
  • „Warum ist Stehlen falsch?“ = Ethik

Werte und Normen, die die Basis für Moralvorstellungen darstellen, spielen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft und zwischenmenschliche Interaktionen eine entscheidende Rolle. Sie geben im Alltag Orientierung, fördern ein respektvolles Miteinander und schaffen die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander. Ohne gemeinsame Werte wäre ein friedliches Zusammenleben kaum möglich.

Welche Rolle Ethik und Moral im Job spielen

Moralisches Handeln und ethische Erwägungen haben nicht nur im Privatleben einen hohen Stellenwert. Sie spielen auch im Job eine wichtige Rolle – und haben großen Einfluss auf viele Aspekte des Berufslebens.

Ethik und Moral beeinflussen zum Beispiel, wie Menschen am Arbeitsplatz miteinander umgehen. Sie entscheiden darüber, wie Mitarbeiter sich gegenüber ihren Kollegen verhalten und wie das Verhältnis zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ausgestaltet ist. Zugleich erstreckt sich ihr Einfluss auch auf externe Kontakte, etwa mit Kunden oder Geschäftspartnern.

Ethik und Moral beeinflussen außerdem die Entscheidungen, die tagtäglich in einem Unternehmen getroffen werden. Das betrifft die grundlegende Ausrichtung und Geschäftspraktiken von Firmen, aber auch kleinere Aspekte – scheinbar unwichtige Dinge, die jedoch zusammengenommen zu einem bestimmten Gesamtbild führen, das positive oder negative Auswirkungen haben kann.

Welche Werte und Leitbilder in einem Unternehmen herrschen, wirkt sich außerdem auf das Arbeitsklima aus. Es beeinflusst, welchen Stellenwert Aspekte wie Innovation, Kreativität oder Teamgeist haben.

Auch der Ruf von Unternehmen hängt davon ab, welche Werte es verkörpert und wie konsequent diese Werte in der Praxis umgesetzt werden. Durch verantwortungsbewusstes, moralisch integres Handeln können Unternehmen Vertrauen gewinnen und sich die Loyalität von Kunden, aber auch Mitarbeitern sichern. Das ist eine wichtige Erfolgsgrundlage.

Nicht zuletzt ist ethisches Verhalten wichtig, wenn es um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen geht. Unternehmen, die sich bei ihren Geschäftspraktiken an moralischen Standards orientieren, achten darauf, dass ihr Handeln nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch verträglich für Mensch und Umwelt ist.

Warum Integrität im Beruf so wichtig ist

Integrität bedeutet, im Einklang mit den eigenen Werten und ethischen Standards zu handeln. Wer integer ist, wirkt nicht nur authentischer und aufrichtiger auf andere. Er kann dadurch auch Vorteile im Berufsleben haben. Mit Integrität gewinnen Sie das Vertrauen von Kollegen, Vorgesetzten und Geschäftspartnern. Sie markiert die Grundlage für gute Beziehungen – andere wissen, woran sie bei Ihnen sind, und können sich auf Sie verlassen.

Integrität ermöglicht es Ihnen außerdem, schwierige Entscheidungen mit gutem Gewissen zu treffen, ohne gegen Ihre Überzeugungen zu handeln. Wenn Sie im Joballtag moralisch handeln, können Sie sich damit hervorheben. Andere sehen Sie womöglich als Vorbild, Vorgesetzte können in Ihnen jemanden sehen, der das Team antreibt. Das erhöht Ihre Chancen auf eine Beförderung oder Führungsposition.

Wenn Sie Ihre Werte und Überzeugungen jederzeit im Hinterkopf behalten, sind Sie weniger anfällig für Entscheidungen, die nur kurzfristig den gewünschten Effekt haben, jedoch mit unethischen Praktiken einhergehen. Stattdessen streben Sie nach nachhaltigen Erfolgen, was Sie langfristig weiterbringt.

Darüber hinaus führt ein integrer Umgang mit den eigenen Wertvorstellungen zu einer höheren Zufriedenheit und Selbstachtung. Wenn Sie im Einklang mit Ihren Prinzipien handeln, mindert das kognitive Dissonanz und verringert negative Gefühle, die damit verbunden wären.

Ethische Grundsätze und Leitbilder von Unternehmen

Nicht nur die Unternehmenskultur, sondern auch der Geschäftserfolg hängt davon ab, welche ethischen Grundsätze und Normen in Firmen gelten. Sie schaffen eine Grundlage für das Miteinander im Unternehmen und können Aspekte wie Transparenz, Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit betreffen. Häufig sind die wichtigsten Ideale in einem Unternehmensleitbild verankert, das als Fixpunkt für Mitarbeiter und Führungskräfte dient.

Ein solches Leitbild schafft ethische und moralische Standards, die für alle Beschäftigten in einem Unternehmen gleichermaßen gelten. Indem es Teil der Unternehmensidentität wird, gewinnt es im Arbeitsalltag eine größere Bedeutung. Es sorgt für ein gemeinsames Verständnis davon, wie sich das Unternehmen in bestimmten Thematiken positioniert. Davon können und sollten sich Mitarbeiter in ihren Handlungen und Entscheidungen leiten lassen.

Arbeitgeber haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern, aber auch gegenüber Kunden, Stakeholdern und der Gesellschaft im weiteren Sinne. Wie ein Unternehmen in bestimmten moralischen Fragen verfährt, entscheidet darüber, wie sozialverträglich sein Handeln ist, wie es mit Ressourcen umgeht oder welche Auswirkungen die Geschäftspraktiken auf die Umwelt haben.

Werte als Wettbewerbsfaktor

Dabei geht es auch um das Thema Corporate Social Responsibility, kurz CSR, in deren Rahmen Unternehmen bewusst gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Auch über das hinaus, wozu sie unmittelbar gesetzlich verpflichtet sind. CSR beinhaltet ökologische und soziale Dimensionen und hängt eng mit Ethik und Moral im Job zusammen.

Mit nachhaltigen Werten, die in der Realität auch tatsächlich gelebt werden, können sich Unternehmen einen guten Ruf erarbeiten. Sie fördern nicht nur ein positives Arbeitsklima, sondern schaffen auch eine Vertrauensbasis, die die Kundenbindung und das Ansehen der Firma in der Öffentlichkeit gleichermaßen erhöht.

In Zeiten, in denen die Sensibilität vieler Menschen für Themen wie soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen wächst, wird es für Unternehmen immer wichtiger, verantwortungsvoll und glaubwürdig zu handeln. Ethische Grundsätze und CSR spiegeln die Haltung eines Unternehmens wider – und können zu einem nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil werden.

Moral und Ethik im Beruf: Was ist Ihnen wichtig?

Um im Job moralisch handeln zu können, müssen Sie Ihre persönlichen Werte und Prinzipien kennen. Manche Menschen wissen, was für sie elementar ist. Andere müssten erst mal überlegen, wenn sie nach ihren Überzeugungen gefragt werden. Wenn Sie zu letzterer Gruppe gehören, lohnt es sich, die eigenen Moralvorstellungen zu reflektieren, um sich darüber bewusster zu werden. Das lohnt sich, denn es stärkt nicht nur Ihre Haltung, sondern ermöglicht es Ihnen auch, Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage zu treffen.

Um Ihre Werte zu hinterfragen, können Sie sich ihnen mit gezielten Fragestellungen nähern. Zum Beispiel:

  • Welche Eigenschaften schätze ich bei anderen besonders?
  • Welche Werte erwarte ich bei meinem Arbeitgeber?
  • Welche Verhaltensweisen lehne ich ab?
  • WelchePrinzipien leiten mich in meinem täglichen Handeln (auch privat)?
  • Wofür stehe ich?
  • Wann empfinde ich Kollegen als fair?
  • Wie sollte mich mein Vorgesetzter verhalten?

Solche Fragen helfen Ihnen dabei, Ihre individuellen Prioritäten zu erkennen. Ein hilfreicher Wegweiser sind auch Ihr Bauchgefühl und Ihr Gewissen. Denken Sie mal darüber nach, wie sich bestimmte Verhaltensweisen und Entscheidungen für Sie angefühlt haben – im Vorfeld und danach. Womit haben Sie sich gut und rundum wohlgefühlt? Was hat Ihnen Bauchschmerzen bereitet oder Sie nervös gemacht? Negative Gefühle sind ein Anzeichen dafür, dass Sie nicht im Einklang mit Ihren Werten gehandelt haben.

Ethisch handeln im Joballtag: Wie Sie mit herausfordernden Situationen umgehen können

Wer es schafft, sich im Joballtag von Moralvorstellungen und ethischen Grundhaltungen leiten zu lassen, ist nicht nur oft erfolgreicher. Er ist auch eher im Reinen mit sich, was seine Zufriedenheit im Job erhöht. Dabei ist es nicht immer einfach, im Berufsalltag jederzeit ethisch zu handeln. Das gilt besonders für Situationen, die ethische Dilemmata mit sich bringen: Was tun bei Interessenkonflikten? Was, wenn man bemerkt, dass sich Kollegen oder Vorgesetzte unmoralisch verhalten? Und wie geht man verantwortungsbewusst mit vertraulichen Informationen um? 

Wer sich im Job von Werten und Idealen leiten lässt, hat damit jederzeit Leitplanken, die ihm den richtigen Weg aufweisen. Dazu müssen Sie natürlich wissen, welche Werte Ihnen ganz persönlich wichtig sind. Was zählt für Sie am meisten? Das könnte zum Beispiel Respekt sein, Fairness, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit oder Wertschätzung. Vergegenwärtigen Sie sich, wo Ihre Werte liegen, wenn Sie in einen moralischen Konflikt geraten. So treffen Sie eher die richtige Entscheidung.

Wenn Sie berufliche Entscheidungen treffen, ist es wichtig, dass Sie sich nicht an Ihren individuellen Vorteilen orientieren, sondern an Ihren Werten und dem Wohl der Gemeinschaft. Das kann neben dem Arbeitgeber auch die Befindlichkeiten Ihrer Kollegen und die Interessen der Gesellschaft als Ganzes betreffen. Versuchen Sie, das zu tun, was objektiv richtig erscheint. Wenn Sie in einem Zwiespalt stecken, ist es womöglich hilfreich, mit einer anderen Person darüber zu sprechen. Wenden Sie sich an gute Kollegen oder einen Vorgesetzten, wenn Sie unsicher sind, welche Vorgehensweise die richtige ist.

Was tun, wenn man sich falsch verhalten hat?

Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie in Ihrer täglichen Arbeit die Werte des Unternehmens vertreten. Dazu sollten Sie die Unternehmensrichtlinien und ethischen Leitbilder kennen. Informieren Sie sich, was in Ihrem Job gilt und was Ihr Arbeitgeber von seinen Mitarbeitern erwartet. Wenn Sie unsicher sind, wie eine Vorgabe auszulegen ist, fragen Sie lieber bei einem Vorgesetzten nach, bevor Sie aus Unwissen die falsche Entscheidung treffen. 

Nicht immer wird man den eigenen Idealen gerecht. Dass sich eine Handlung oder Entscheidung im Nachhinein als Fehler herausstellt, bleibt oft nicht aus. Dann kommt es darauf an, nach vorne zu sehen und es künftig besser zu machen. Wichtig ist auch, dass Sie nicht versuchen, Ihre Fehler oder Versäumnisse unter den Teppich zu kehren. Stehen Sie dazu, übernehmen Sie Verantwortung, statt sich rauszureden oder anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Damit zeigen Sie wahre Größe – und können Vertrauen zurückgewinnen.

Bildnachweis: PreciousJ / Shutterstock.com

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