Toleranz im Joballtag: Wie man sie lernt

Toleranz ist der Grundstein für eine verständnisvolle und wertschätzende zwischenmenschliche Atmosphäre – und daher auch im Joballtag gefragt. Natürlich fällt es nicht immer leicht, allen Meinungen und Verhaltensweisen gegenüber tolerant zu sein. Warum man sich trotzdem bemühen sollte, sich möglichst tolerant zu verhalten, und wie mehr Toleranz gelingen kann, erfahren Sie hier.

Mehrere Mitarbeiter halten die Hände, wie wichtig ist Toleranz im Joballtag?

Definition von Toleranz: Was versteht man darunter?

Der Begriff Toleranz hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache. Es leitet sich von dem Verb tolerare ab, was mit „ertragen oder erdulden“ ins Deutsche übersetzt wird.

Toleranz meint damit also die Fähigkeit, Meinungen oder andere Personen zu erdulden, die man nicht sympathisch findet oder gegen die man sogar eine echte Abneigung hat. Das gilt vor allem dann, wenn man die Weltanschauungen von Personen akzeptiert, für die man überhaupt kein Verständnis hat. Wem das gelingt, der zeigt eine gehörige Portion Toleranz.

Das Erdulden oder Akzeptieren von Weltanschauungen oder Meinungen, die man nicht teilt, ist bereits ein Beispiel für große Toleranz. Doch Toleranz zeigt sich schon in kleineren Zusammenhängen. Beispielsweise im Job. Wer einen Kollegen hat, den er unsympathisch findet, und mit diesem Kollegen so zusammenarbeitet, als würde es keine Probleme auf der persönlichen Ebene geben, der zeigt deutliche Toleranz.

Toleranz ist damit eine wichtige Eigenschaft, die Personaler an ihren Mitarbeitern schätzen. Wenn in einem Team tolerante Mitarbeiter arbeiten, ist die Chance größer, dass sich die Teammitglieder untereinander verstehen und dass Konflikte im Team minimiert werden.

Die Grenzen der Toleranz

Auf der anderen Seite muss man sich natürlich nicht uneingeschränkt tolerant verhalten. Es gibt Situationen und Verhaltensweisen, die man nicht akzeptieren muss und gegen die man sich wehren kann – und manchmal sogar unbedingt sollte.

Die Grenzen der Toleranz sind beispielsweise spätestens dann erreicht, wenn es um Persönlichkeits- oder Menschenrechte geht. Werden Ihre Rechte beschnitten oder erleben Sie mit, wie andere Menschen systematisch ausgegrenzt werden, sollten Sie nicht wegschauen. Denn das hätte nichts mehr mit Toleranz zu tun.

Im Gegenteil, wenn Sie sich gegen solches Verhalten wehren und vielleicht sogar andere Personen dabei unterstützen, gegen Ausgrenzung, Ungleichbehandlung oder andere undemokratische Verhaltensweisen vorzugehen, setzen Sie sich für Toleranz ein, nämlich indem Sie dieses Verhalten gerade nicht erdulden.

Kurzum, wer Veränderungen anstrebt, muss sich auch dafür einsetzen. Und das geht eben nur, wenn man nicht dazu bereit ist, alles zu tolerieren, was um einen herum passiert.

Toleranz und Akzeptanz: die Unterschiede

Toleranz und Akzeptanz werden ganz häufig synonym, also bedeutungsgleich verwendet. Sie sind es streng betrachtet jedoch nicht. Denn Akzeptanz und Toleranz unterscheiden sich in der Art und Weise, wie und warum wir auf Dinge, Verhaltensweisen oder Personen reagieren. Was das korrekt bedeutet, schauen wir uns an einem Beispiel an:

Nehmen wir an, Sie arbeiten schon länger mit vollem Einsatz für Ihren Arbeitgeber, machen Überstunden, wenn es nötig ist, und sind sogar bereit, eine Weiterbildung neben dem Job zu machen. Beste Voraussetzungen also, um eine Gehaltserhöhung zu bekommen.

Doch leider kommt es anders. Statt Ihnen erhält die langjährige Mitarbeiterin, die soeben aus dem Sabbatical zurückgekommen ist, mehr Geld. Das ist natürlich ärgerlich, jedoch nicht zu ändern. Zunächst überlegen Sie daher, ob Sie sich bei einem anderen Arbeitgeber bewerben sollten, der Ihnen mehr Geld zahlen würde. Nach einigen Überlegungen entscheiden Sie sich aber dafür, bei Ihrem aktuellen Chef zu bleiben und zu akzeptieren, dass Ihre Kollegin und nicht Sie die Gehaltserhöhung bekommen haben.

Akzeptanz bedeutet also, dass Sie nicht unbedingt von einer Sache überzeugt sein müssen, sich jedoch damit arrangieren. Toleranz dagegen hat einen etwas anderen Ansatzpunkt. Jedoch wäre es falsch, in dem oben geschilderten Beispiel von Toleranz zu sprechen.

Toleranz im Arbeitskontext bedeutet zum Beispiel, dass Sie die kruden Meinungen Ihrer Kollegen hinnehmen, ohne aktiv dagegen vorzugehen. Wenn Ihre Kollegin davon überzeugt ist, dass gegen eine Grippe homöopathische Mittel helfen, müssen Sie dieser Meinung nicht zustimmen. Solange Sie jedoch Ihre Kollegin in dem Glauben lassen und ihr keine Studien präsentieren, die genau das Gegenteil belegen, tolerieren Sie ihre Meinung.

Toleranz zeigen: Darum ist sie so wichtig

Oben haben wir bereits angesprochen, dass Toleranz ein wichtiger Soft Skill ist, der von den meisten Personalern geschätzt wird. Aber nicht nur im Berufsleben ist Toleranz wichtig. Denn ohne diese Eigenschaft kommt es schneller zu Konflikten.

Gelingt es nämlich nicht, anderen Personen oder Meinungen gegenüber tolerant zu sein, sind Auseinandersetzungen die Folge. Wer sofort auf die Barrikaden geht, wenn eine andere Person nicht die eigene Meinung teilt, der wird nur schlecht in einer Gruppe von Menschen klarkommen.

Toleranz ist ein Zeichen von Wertschätzung und auch aus diesem Grund für das Zusammenleben und -arbeiten äußerst wichtig. Wer es nicht schafft, andere Meinungen, Weltanschauungen oder Herangehensweisen zu akzeptieren, der zeigt der anderen Person damit, dass er ihre Meinung nicht ernst nimmt – und das ist gleichbedeutend damit, dass man ihr wenig bis gar keine Wertschätzung entgegenbringt.

Gerade Führungskräfte sollte daher daran arbeiten, ihren Mitarbeitern gegenüber Toleranz zu zeigen. Denn Studien deuten immer wieder darauf hin, dass fehlende Toleranz und Wertschätzung einen negativen Einfluss auf das gesamte Unternehmen haben können.

Denn Toleranz hat nicht nur mit Akzeptanz, sondern auch mit Respekt viele Berührungspunkte. Vorgesetzte und Führungspersönlichkeiten, die es nicht schaffen, ein respektvolles Umfeld für ihre Mitarbeiter zu schaffen, haben daher oft mit Konsequenzen zu kämpfen: mangelnde Produktivität, sinkende Effizienz und natürlich auch eine geringere Bindung an den Arbeitgeber, was mit einer steigenden Fluktuation zusammenhängt.

Tipps: So lässt sich Toleranz lernen und steigern

Es gibt Mittel und Wege, wie man an seiner Toleranz arbeiten kann und im beruflichen und privaten Umfeld mehr Wertschätzung zeigt. Zum Beispiel so:

  1. Toleranz sich selbst gegenüber zeigen: Wer ein Problem damit hat, tolerant zu sein, der sollte zunächst bei sich selbst anfangen. Denn viele Schwierigkeiten kommen daher, dass man sich selbst gegenüber zu unnachgiebig ist. Wer von sich selbst nur hervorragende Leistungen akzeptiert, der wird es wohl kaum tolerieren, wenn die eigenen Mitarbeiter Arbeit abliefern, die nicht zu einhundert Prozent den Ansprüchen genügt. Dabei beurteilen verschiedene Personen Dinge ganz unterschiedlich und der Mitarbeiter geht vielleicht davon aus, dass sein Arbeitsergebnis hervorragend ist. Zu tolerieren, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Ansichten haben, gelingt einfacher, wenn man sich selbst gegenüber etwas nachsichtiger ist.
  2. Eigene Emotionen besser verstehen: Zu diesem ersten Punkt gehört auch, dass man sich intensiver mit den eigenen Ansichten und Emotionen beschäftigt. Wer versteht, warum er in der jeweiligen Situation so reagiert, wie er reagiert, kann leichter etwas an seinem Verhalten ändern. Wer dagegen dem ersten Impuls nachgibt und seinen Mitarbeiter kritisiert, weil er nicht die erhoffte Leistung zeigt, agiert wenig tolerant.
  3. Eigenen Horizont erweitern: Personen, die sich über die verschiedenen Kulturen und ihren Alltag, Glaubenssätze, Religionen und Weltanschauungen informieren, bekommen ein Bild davon, wie verschieden die Menschen sind. Das hilft dabei, zu verstehen, dass man selbst nicht der Nabel der Welt ist – was sich meist positiv auf die eigene Toleranz auswirkt.

Bildnachweis: KornT / Shutterstock.com

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