Impulskontrolle: Übungen für Erwachsene

Impulskontrolle ist eine wichtige Eigenschaft für Beruf und Privatleben. Denn wer seine Impulsivität unter Kontrolle hat, trifft rationalere Entscheidungen und kann sich im sozialen Umfeld besser bewegen. Außerdem sind Menschen, die ihre Impulse gut im Griff, häufig auch gelassener. Wie Sie zu mehr Impulskontrolle kommen, erfahren Sie hier.

Eine Frau macht eine Übung um die Impulskontrolle zu verbessern

Impulskontrolle und Impulsivität: Was versteht man darunter?

Wer wissen möchte, was mit Impulskontrolle gemeint ist, der sollte zunächst den Begriff der Impulsivität kennen. Zeigen wir impulsives Verhalten, lassen wir uns mehr oder weniger unkontrolliert von Affekten steuern oder befriedigen unreflektiert (vermeintliche) Bedürfnisse oder Wünsche. Impulsivität ist geprägt von schnellen Entscheidungen und Handlungen, die wenig oder gar nicht abgewogen werden. Die Emotionen überstimmen die Vernunft.

Dieses Verhalten ist typisch für kleine Kinder. Eine Situation, die vermutlich jeder schon einmal erlebt hat: Ein Kind bekommt vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt einen Tobsuchtsanfall. Der Grund für das häufige Entstehen solcher Situation ist, dass Kinder erst ab einem bestimmten Alter ihre Impulse – in diesem Fall den unbedingten Wunsch nach Süßigkeiten – kontrollieren und im Zaum halten können.

Gerade kleine Kinder sind außerdem noch nicht in der Lage, langfristige Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken. Das erschwert die Kontrolle der Impulse. Bei Impulsivität dominieren akute Wahrnehmungen die Entscheidungsfindung, nicht auf die Zukunft bezogene Überlegungen.

Störung der Impulsivität bei Erwachsenen

Während Impulsivität bei Kindern bis zu einem gewissen Grad normal ist, sollten Erwachsene in der Lage sein, ihre Impulse zu kontrollieren. Doch es gibt auch erwachsene Menschen, die damit Probleme haben. Ihnen gelingt es kaum oder gar nicht, überlegt und reflektiert zu handeln. Vielmehr lassen sie sich übermäßig von ihren Emotionen lenken oder sich von Situationen stark beeinflussen. So stark, dass sie die Kontrolle über ihr Verhalten und ihre Reaktion verlieren und nur noch im Affekt handeln können. Häufig geht eine hohe Impulsivität mit einer geringen Frustrationstoleranz einher.

Impulskontrolle: Impulsivität kontrollieren

Impulskontrolle bedeutet folglich, dass man in der Lage ist, seine Emotionen und Reaktionen auch in hektischen oder fordernden Situationen bestmöglich zu kontrollieren und sein Handeln und die Konsequenzen zu reflektieren. Wie wir gesehen haben, gelingt dies Personen mit geringer Impulskontrolle allerdings nur mehr oder weniger gut. Es gibt sogar Fälle, in denen die fehlende Impulskontrolle zu einem psychischen Problem wird.

Davon betroffene Personen leben in einem permanenten Spannungszustand. Und diese Spannungen entladen sich von Zeit zu Zeit in impulsiven Handlungen. Dies muss aber nicht bedeuten, dass jede impulsive Reaktion automatisch in einer Impulskontrollstörung begründet liegt. Eine Impulskontrollstörung zeigt sich auch auf diese Weise:

  • Betroffene müssen bestimmte Handlungen (fast schon) zwanghaft und jederzeit ausführen.
  • Personen mit fehlender Impulskontrolle können nicht tiefgreifend nachdenken, bevor sie handeln, sondern lassen sich schnell von ihren Gefühlen mitreißen.
  • Menschen, die unter einer gestörten Impulskontrolle leiden, schaden mit ihrem impulsiven Verhalten sich und anderen Menschen.
  • Diese Menschen leben in einem ständigen Zustand der Anspannung, der sich sogar mit der Zeit verschlimmert.

Impulskontrollstörung: Darum ist sie schädlich für den beruflichen Erfolg

Abgesehen davon, dass Personen, die äußerst impulsiv agieren, oft nicht das beste Image haben und bei ihren Kollegen eher unbeliebt sein dürften, hat die fehlende Impulskontrolle noch weitere negative Auswirkungen im Job und damit auch auf die Karriere.

Eine Impulskontrollstörung hängt mit fehlender Resilienz zusammen

Studien zeigen immer wieder einen Zusammenhang zwischen Impulskontrolle und Resilienz. Es lässt sich jedoch auch ohne wissenschaftliche Untermauerung leicht erkennen, dass eine Impulskontrollstörung auf der einen Seite und Resilienz auf der anderen die entgegengesetzten Pole derselben Skala sind. Denn: Wer sich von Rückschlägen oder schlechten Nachrichten derart beeinflussen lässt, dass er sofort seinem ersten Impuls nachgibt, ist nur bedingt resilient.

Resilienz bedeutet nämlich, dass Menschen in der Lage sind, sich an (negative) Veränderungen und Probleme relativ schnell anzupassen. Resilienz ist damit eine wichtige Eigenschaft für Erfolg. Denn in kaum einem Job wird immer alles glatt laufen. Vielmehr muss man immer wieder mit Rückschritten zurechtkommen oder auch bei Kunden freundlich bleiben, die einen nicht gerade wertschätzend behandeln. Resiliente Personen schaffen das, Menschen mit einer Impulskontrollstörung aber weniger gut.

Impulskontrolle deutet auf Disziplin hin

Nicht nur in Bezug auf Resilienz, auch auf die Fähigkeit, sich selbst zu disziplinieren, scheint die Impulskontrolle einen Einfluss zu haben. Vereinfacht ausgedrückt: Wer bei jeder Reizung handeln muss, hat sich nur schlecht unter Kontrolle und wer sich nicht unter Kontrolle hat, hat wenig Disziplin.

Und mangelnde oder gar komplett fehlende Disziplin wird bei Arbeitgebern nicht gern gesehen. Vielmehr wird diese Eigenschaft immer noch in vielen Stellenanzeigen und Jobbeschreibungen gefordert. Das hat folgenden Hintergrund: Studien zeigen immer wieder, dass eine bestimmte Ausbildung oder gar Intelligenz zwar wichtig für beruflichen Erfolg sind, andere Dinge aber genauso wichtig, zum Beispiel Geduld und Disziplin.

Beides sucht man in der Regel vergeblich bei Menschen mit einer gestörten Impulskontrolle. Folglich bringen diese Personen im Job nicht dieselbe Leistung wie Kollegen mit vergleichbarer Ausbildung, aber besserer Impulskontrolle. Daher ist Disziplin, die ganz häufig mit Durchsetzungsvermögen und einer gewissen Portion Hartnäckigkeit einhergeht, für Arbeitgeber bei der Bewerbersuche ein wichtiges Kriterium. Auch im Vorstellungsgespräch und in der Probezeit wird nach dieser Eigenschaft gesucht.

Gute Impulskontrolle = Produktivität?

Wer sich zügeln kann und nicht dem ersten Impuls nachgibt und durch den Facebook-Feed scrollt oder bei WhatsApp antwortet, arbeitet produktiver. Er oder sie lässt sich schlicht weniger ablenken und kann Aufgaben konzentriert bearbeiten.

Das ist übrigens nicht nur für den Arbeitgeber erfreulich, der von der besseren Produktivität dieser Mitarbeiter profitiert. Auch für die Beschäftigten selbst ist produktives Arbeiten wichtig. Die Gleichung ist einfach: Wer produktiv und konzentriert arbeitet, kann in seiner Arbeitszeit mehr Aufgaben erledigen. Zum Feierabend ist damit das geschafft, was man während seiner Arbeitszeit erledigen wollte oder sollte. Das bedeutet auch, dass man keine Überstunden machen muss, sondern entspannt den Arbeitstag ausklingen lassen kann.

Impulskontrolle lernen: So kann es gelingen

Wir sehen also: Eine gute Impulskontrolle hat viele Vorteile. Was aber tun, wenn die eigene Impulskontrolle nicht so ausgeprägt ist, wie man es gerne hätte? Kann man Impulskontrolle üben? Ja, das ist möglich , zum Beispiel mit diesen Übungen zur Steigerung der Impulskontrolle:

  1. Aufmerksamkeit trainieren: Eine Störung der Impulskontrolle zeigt sich unter anderem darin, dass man sich schnell ablenken lässt. Was also tun, um Impulskontrolle zu lernen? Zunächst sollte man daran arbeiten, seine Aufmerksamkeit länger auf eine Sache zu lenken und sich zu konzentrieren. Das gelingt besser, wenn zum Beispiel alle Benachrichtigungen am PC abgeschaltet sind oder das Handy auf lautlos gestellt wurde. Denn nun wird man seltener von einer E-Mail oder einer Kurznachricht aus dem Arbeitsablauf gerissen.
  2. Zeitmanagement implementieren: Ein nächster Schritt auf dem Weg hin zu besserer Impulskontrolle könnte es sein, klassische Zeitmanagementmethoden wie zum Beispiel die Pomodoro-Technik auszuprobieren. Dieser Technik soll dabei helfen, den Arbeitstag in mehrere Intervalle aufzuteilen, in denen man konzentriert arbeitet. Weil nach jedem Intervall eine Pause garantiert ist, in der man all die Dinge machen kann, die einen sonst von seiner Arbeit abhalten, steigert diese Technik die Konzentration in den Arbeitsphasen.
  3. Sport machen: Die Störung der Impulskontrolle kommt bei einigen Personen daher, dass sie in einem Zustand der permanenten Anspannung leben. Diese Spannung entlädt sich häufig blitzartig, wenn der Druck von außen zu groß wird. Zum Beispiel deshalb, weil es schlechtes Feedback für die eigene Arbeit gibt oder etwas nicht so gelingt, wie es geplant war. Ein Weg, diese Anspannung loszuwerden und somit an seiner Impulskontrolle zu arbeiten, ist Sport. Wer den richtigen Sport für sich findet, kann sich auspowern und Druck loswerden. Das sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass man seinen Aufgaben im Job (und natürlich auch im Privatleben) entspannt und konzentriert nachgehen kann.
  4. Entspannung trainieren: Eine andere Möglichkeit, um Stress abzubauen, ist die aktive Entspannung. Mit Entspannungstechniken wie dem autogenen Training oder progressiver Muskelentspannung kann man es ebenfalls schaffen, mehr Kontrolle über seine Impulsivität zu erlangen. Noch dazu haben Entspannungstechniken auch über die Verbesserung der Impulskontrolle hinaus positive Effekte auf unser Wohlbefinden.

Bildnachweis: Undrey / Shutterstock.com

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