Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So können Sie die Balance gewährleisten

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen sich wohl die meisten Arbeitnehmer mit Kindern und/oder pflegebedürftigen Angehörigen. Wie Sie beide Welten in Einklang bringen und welche Methoden und Tipps man als Arbeitnehmer kennen sollte, lesen Sie hier.

Eltern spielen mit ihrem Kind dank besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Was versteht man darunter?

Seinen Beruf ausüben und trotzdem genügend Zeit für die Familie haben – das ist wohl der Wunsch vieler Arbeitnehmer. In der Realität ist das aber gar nicht so einfach. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft Mütter noch immer häufiger als Väter. Untersuchungen zeigen, dass nach der Geburt eines Kindes häufig die Frau beruflich kürzertritt, in Elternzeit geht und danach in Teilzeit in den Beruf zurückkehrt.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann auch bedeuten, dass man neben dem Job ausreichend Zeit benötigt, um sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Diese unbezahlte Pflegearbeit wird ebenfalls häufiger von Frauen übernommen.

Work-Life-Balance

Bei Arbeitnehmern ohne Nachwuchs, die genügend Zeit für private Interessen haben möchten, spricht man nicht von Vereinbarkeit von Familie und Beruf sondern von Work-Life-Balance.

Auch damit meint man, dass neben dem Beruf auch andere Aspekte wichtig sind: Freunde treffen, Hobbys nachgehen oder sich einem ehrenamtlichen Engagement widmen. Gerade die jüngere Generation von Arbeitnehmern möchte nicht mehr ihr komplettes Leben dem Job unterordnen. Für einige Menschen aus dieser Generation ist der Verdienst oder die Aussicht darauf, Karriere zu machen, eben nicht ganz so wichtig.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Warum sie so wichtig ist

Eine fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt dazu, dass wir wieder in alte Rollenmuster zurückfallen. Gerade während der Corona-Pandemie konnte man genau das an vielen Stellen beobachten. Als die Kinder nicht in die Kita und Schule konnten, blieben die Aufgaben wie Kinderbetreuung und Homeschooling in vielen Fällen an den Eltern hängen.

Die große Arbeitsbelastung, mit der viele Arbeitnehmer während der Hochphase der Pandemie klarkommen mussten, hat sich nachteilig ausgewirkt. Stress, Unzufriedenheit und Überforderung waren nur einige der Auswirkungen, die die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf für sie hatte. Denn Zeit für einen Ausgleich von der Belastung blieb nur selten. Diese Auswirkungen sind auch nach der Pandemie an der Tagesordnung, wenn es keine Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt.

Die Auswirkungen einer fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Auch gesamtwirtschaftlich macht es einen Unterschied, ob Arbeitnehmer zufrieden in ihrem Job sind und mit den Belastungen, die das tägliche Leben mit sich bringt, gut umgehen können. Gestresste und überforderte Arbeitnehmer werden schneller krank. Das wiederum kostet entweder den Arbeitgeber oder – bei länger andauernder Krankheit – den Krankenkassen Geld.

Im Unternehmen selbst kommt es auch zu Problemen, wenn Arbeitnehmer immer wieder ausfallen. Dann muss zum Beispiel die Produktion heruntergefahren werden oder der Arbeitgeber muss Aufträge ablehnen, weil ihm die dafür notwendigen Mitarbeiter fehlen. Kurz gesagt, die Produktivität leidet. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft.

Hinzu kommt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch ein Faktor bei der Personalgewinnung ist. Viele Arbeitnehmer wissen mittlerweile, wie wichtig es ist, genügend Zeit für die Familie oder andere private Verpflichtungen neben dem Job zu haben. Viele schauen daher bei ihrer Jobsuche ganz gezielt darauf, ob der potenzielle Neu-Arbeitgeber das bietet. Familienfreundliche Arbeitgeber haben es leichter, neue Mitarbeiter zu finden und diese vor allem auch langfristig zu binden.

Im sogenannten war of talents, also bei dem Kampf der Arbeitgeber um die begehrten Fachkräfte, kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der ausschlaggebende Punkt dafür sein, dass sich der Bewerber für dieses Unternehmen und nicht für die Konkurrenz entscheidet.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So kann es gelingen

Arbeitgeber sind also nicht nur aus eigenem Interesse, sondern auch volkswirtschaftlich betrachtet gut beraten, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt auf seiner Internetpräsenz mehrere Möglichkeiten dar, wie die Balance besser gelingen kann:

  1. Flexible Arbeitszeitmodelle: Mitarbeiter, die sich flexibel Zeit nehmen können, um spontan mit dem kranken Kind zum Arzt zu gehen, haben es leichter, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
  2. Betriebliche Kinderbetreuung: Arbeitgeber können ihren Beschäftigten dabei helfen, Job und Familie besser unter einen Hut zu bekommen, indem sie eine Betriebskita oder andere Formen der betrieblichen Kinderbetreuung anbieten. So können Eltern ihre Kinder kurz vor der Arbeit abgeben und müssen keinen Umweg in Kauf nehmen.
  3. Hilfe bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz: Einige Mitarbeiter, die in Elternzeit gehen, haben Schwierigkeiten, nach der beruflichen Auszeit wieder in den Job zu finden. Arbeitgeber können diese Beschäftigten mit Beratungsangeboten oder konkreten Programmen unterstützen.

Beruf und Familie in Einklang bringen: Tipps für Arbeitnehmer

Als einzelner Beschäftigter kann man die Gegebenheiten bei seinem Arbeitgeber nur selten mitbestimmen. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch selbst für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen kann. Folgende Maßnahmen können Ihnen dabei helfen, die Anforderungen, die der Job und die Familie mit sich bringen, besser zu balancieren:

  1. Familientermine planen: Unter Mental Load versteht man unsichtbare Aufgaben, wie an Geschenke für den Kindergeburtstag, die Ausstattung für die Schule oder andere Termine für Kinder und häufig auch den eigenen Partner, zu denken. Diese enorme Mehrbelastung kann man ausgleichen und etwas fairer verteilen, indem man einen gemeinsamen Familienkalender führt. In diesem Kalender werden die Termine und anstehenden Aufgaben sichtbar für alle Familienmitglieder festgehalten. So bleibt die Verantwortung nicht nur an einer Person hängen.
  2. Klaren Schlussstrich ziehen: Gerade wenn man flexible Arbeitszeiten hat und umso mehr, wenn man im Homeoffice arbeitet, ist man geneigt, sich nach dem eigentlichen Feierabend noch einmal an den Schreibtisch zu setzen. Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf sieht jedoch anders aus. Man ist in diesem Fall zwar zuhause, hat aber trotzdem keine Zeit für seine Familie. Sie sollten die Zeit nutzen, um sich auszuruhen und neue Kraft zu tanken.
  3. Nicht zu hart zu sich sein: Stellen Sie nicht zu hohe Ansprüche an sich. Natürlich versuchen die meisten Eltern, Beruf und Familie möglichst gut miteinander zu vereinbaren. Es wird aber nicht immer gelingen – und dafür sind Sie nicht verantwortlich. Die Rahmenbedingungen im Job erlauben schlicht und einfach nicht immer eine ausgeglichene Balance zwischen Beruf und Familie.

Bildnachweis: New Africa / Shutterstock.com

Nach oben scrollen