Bewerbungslunch: So verhalten Sie sich richtig

Wer von einem möglichen Arbeitgeber zum Bewerbungslunch eingeladen wurde, darf sich freuen: Eine solche Einladung erhalten meist nur Kandidaten, die in der engsten Auswahl für die freie Stelle sind. Ein gemeinsames Essen klingt für viele Bewerber entspannter als ein formelles Vorstellungsgespräch und das zugehörige Frage-Antwort-Spiel. Auf die leichte Schulter nehmen sollten Sie einen Bewerbungslunch jedoch nicht, denn ganz so unverfänglich, wie manche Bewerber meinen, ist er nicht. Wie Sie auftreten und sich verhalten, beeinflusst das Bild, welches man von Ihnen hat – und damit Ihre Chancen auf eine Zusage.

In diesem Artikel erfahren Sie alles, was rund um den Bewerbungslunch wichtig ist – von der Wahl von Speisen und Getränke über mögliche Gesprächsthemen bis zum angemessenen Verhalten während des Essens.

Was ein Arbeitgeber sich von einem Bewerbungslunch verspricht

Einfach nett plaudern, sich ein bisschen besser kennenlernen? Das verknüpft Ihr Gesprächspartner wahrscheinlich nicht mit dem Bewerbungslunch, jedenfalls nicht ohne Hintergedanken. Es geht tatsächlich darum, Sie als Bewerber besser einschätzen zu können. Dafür ist Ihr Verhalten während des Essens aufschlussreich. Welche Speisen Sie wählen, wie Sie mit dem Servicepersonal umgehen, welche Manieren Sie an den Tag legen – all das verrät Ihrem Gesprächspartner mehr über Ihre Persönlichkeit. Daraus können Rückschlüsse auf Ihre Eignung für die zu besetzende Stelle gezogen werden.

Der Einladende erfährt, ob Sie entscheidungsfreudig sind, wie leicht es Ihnen fällt, eine lockere Unterhaltung zu führen und möglicherweise auch, wie Sie mit Konflikten – etwa bei einem Fehler des Personals – umgehen. Wenn Sie sich für eine Stelle beworben haben, zu der Geschäftsreisen oder Geschäftsessen gehören, testet Ihr Gesprächspartner außerdem, ob Sie sein Unternehmen durch Ihr Auftreten gut repräsentieren könnten. Wenn Sie den Bewerbungslunch mit Bravour meistern, haben Sie gute Aussichten auf eine Zusage.

Tipps zur Wahl des Outfits für den Bewerbungslunch

Sie wurden zum Bewerbungslunch eingeladen und sind nun unschlüssig, welches Outfit angemessen ist? Orientieren Sie sich einfach daran, was Sie im Vorstellungsgespräch tragen würden. Gab es bereits ein Gespräch mit demselben Gesprächspartner, sollten Sie entsprechend etwas anderes anziehen. Oft reicht es schon aus, ein Kleidungsstück auszutauschen, etwa Ihre Bluse oder Ihr Hemd.

Kleiden Sie sich der Branche angemessen, ohne sich zu verkleiden. Sie sollten sich wohlfühlen, damit eine gute Grundlage dafür geschaffen ist, dass Sie sich beim Lunch von Ihrer besten Seite zeigen. Hat Ihr Gesprächspartner ein gehobenes Restaurant ausgesucht, lassen Sie sich davon bei der Kleiderwahl nicht beirren. Zu opulent sollten Sie sich nicht kleiden – Sie sind zum Bewerbungsessen verabredet und nicht zu einer Gala.

Die Ankunft im Restaurant

Planen Sie für die Anreise zum Restaurant ausreichend Zeit ein, damit Sie nicht zu spät kommen. Verspäten Sie sich doch, sagen Sie unbedingt Bescheid, wann Sie da sein werden. Unpünktlichkeit kommt meist negativ an, weshalb Sie alles dafür tun sollten, pünktlich zu erscheinen. Wenn Sie vor Ort angekommen sind und das Kennenlernen kurz bevorsteht, fragen Sie sich womöglich, wie Sie Ihren Gesprächspartner finden – vorausgesetzt, Sie kennen sich nicht bereits.

Ist Ihr Gesprächspartner ebenfalls schon da, wird er sehr wahrscheinlich darauf achten, wer das Restaurant betritt. Er erkennt Sie womöglich anhand Ihres Bewerbungsfotos, sofern Sie eines verschickt haben, und wird auf sich aufmerksam machen. Ist das nicht der Fall, fragen Sie beim Service nach der entsprechenden Reservierung.

Begrüßen Sie den Einladenden mit einem festen Händedruck und einem freundlichen Lächeln. Bedanken Sie sich für die Einladung zum Bewerbungslunch. Es kann sein, dass Ihnen Ihr Gesprächspartner einen Platz zuweist. Ist das nicht der Fall, können Sie sich aber auch ohne Aufforderung hinsetzen.

Die Bestellung: Tipps zur Auswahl des Essens

Die Frage, was Sie beim Bewerbungslunch essen sollen, ist nicht ganz einfach. Es kommt schließlich nicht nur auf Ihre persönlichen Vorlieben an, sondern auch darauf, beim Essen einen guten Eindruck auf Ihren Gesprächspartner zu machen.

Wählen Sie etwas, was Sie leicht essen können und was nicht kompliziert ist. Sie sollten sich aufs Gespräch konzentrieren und nebenbei essen können. Sehr fettiges, triefendes Essen scheidet ebenso aus wie Speisen, die leicht tropfen können, wie etwa Pasta. Wählen Sie nichts, was dazu führen kann, dass Ihnen Speisereste zwischen den Zähnen hängenbleiben. Ungeeignet ist auch, was Sie mit Ihrer Hand essen müssen und was vermutlich nicht ohne Kleckern gegessen werden kann, wie etwa ein Burger.

Sie können meist schon vor dem Treffen online einen Blick in die Speisekarte werfen und eine Wahl treffen. Schlagen Sie in diesem Fall trotzdem die Karte auf und tun so, als würden Sie erst jetzt wählen. Vermeiden Sie es, zu lange zu überlegen – das kann unentschlossen und wenig entscheidungsfreudig wirken. Vermeiden sollten Sie auch Sonderwünsche und langes Nachfragen bei der Bedienung. Das kann den Verdacht aufkommen lassen, dass Sie generell kompliziert und übermäßig kritisch sind.

Seien Sie freundlich zum Service-Personal

Ihr Gegenüber zahlt zwar die Rechnung, trotzdem sollten Sie preislich nicht über die Stränge schlagen. Wählen Sie also keine extravaganten Speisen, die besonders teuer sind, sondern das, was Sie auch sonst bestellen würden.

Seien Sie bei der Bestellung und im Verlauf des Aufenthalts unbedingt freundlich zum Servicepersonal. Unterläuft diesem ein Fehler, seien Sie nicht kleinlich oder werden Sie gar sauer. Wie Sie sich gegenüber dem Personal verhalten, sagt etwas über Ihren generellen Umgang mit anderen Menschen aus. Sie können sich deshalb sicher sein, dass Ihr Gegenüber genau beobachtet, wie Sie anderen gegenüber auftreten.

Möglicherweise essen Sie nicht à la carte, sondern es gibt ein Buffet. In dem Fall gilt: Laden Sie sich den Teller nicht zu voll. Bedenken Sie, dass Sie durch das Gespräch womöglich abgelenkt sind und weniger essen als sonst. Gehen Sie im Zweifel lieber zweimal. Es sieht auch nicht gut aus, zuerst den Teller vollzuladen und dann die Hälfte übrig zu lassen.

Tipps zur Wahl eines Getränks

Auch etwas zu trinken sollten Sie bestellen, schon um einem trockenen Mund vorzubeugen. Eine gute Wahl sind neutrale, nicht-alkoholische Getränke wie Mineralwasser oder eine Saftschorle. Alkoholische Getränke sollten Sie von sich aus nicht bestellen. Bestellt Ihr Gesprächspartner Wein oder Bier, können Sie das auch tun. Belassen Sie es jedoch bei einem alkoholischen Getränk, auch, wenn Ihr Gesprächspartner eine ganze Flasche Wein bestellt hat.

Wer etwas angetrunken ist, empfindet zwar möglicherweise das Gespräch als weniger nervenaufreibend, sagt aber auch schneller etwas Unüberlegtes, das er später bereut. Wenn Sie gar keinen Alkohol trinken möchten, selbst, wenn Sie der Einladende dazu einladen möchte, ist das völlig legitim: Lehnen Sie einfach ruhig höflich, aber bestimmt ab.

So verhalten Sie sich während des Essens richtig

Es ist zwar grundsätzlich gut, wenn Sie während des Bewerbungslunchs entspannter sind als bei einem ‚echten‘ Bewerbungsgespräch. Vergessen Sie aber nicht, dass Sie nichtsdestotrotz auf dem Prüfstand stehen und man Sie genau beobachtet. Die Höflichkeit gebietet es, dass Sie Ihr Handy vor dem Treffen auf lautlos stellen. Holen Sie es nicht heraus, wenn Sie sich hinsetzen. Das wirkt, als seien Sie geistig nicht voll bei der Sache.

Verhalten Sie sich während des Essens so, dass Sie interessiert und höflich wirken. Unterhalten Sie sich freundlich mit Ihrem Gesprächspartner, lassen Sie diesen ausreden und reißen Sie die Unterhaltung nicht an sich. Hören Sie aufmerksam zu, wenn Ihr Gegenüber redet, aber tragen Sie auch Ihrerseits etwas zum Gespräch bei. Auf Fragen sollten Sie nicht zu einsilbig antworten, weil dann kein Gesprächsfluss aufkommen kann.

Achten Sie auf Ihre Manieren: Essen Sie ordentlich, benutzen Sie Besteck wie vorgesehen, und versuchen Sie, nicht zu kleckern. Sie müssen keine übertriebenen Tischmanieren zeigen – es würde vermutlich komisch wirken, wenn Sie etwa anfingen, Ihren kleinen Finger beim Trinken abzuspreizen. Dennoch sollten Sie weder schmatzen noch schlürfen. Kauen Sie nicht mit offenem Mund und warten Sie, bis Ihr Mund leer ist, bevor Sie etwas sagen.

Gesprächsthemen oder: Worüber sollen wir bloß sprechen?

Vielen Bewerbern graut es vor einem Bewerbungslunch vor allem davor, nicht zu wissen, worüber sie mit ihrem Gegenüber reden sollen. Sie können jedoch davon ausgehen, dass Ihr Gesprächspartner nicht zum ersten Mal Bewerber zum Essen trifft, und seinerseits weiß, wie er das Gespräch in Gang bringen kann. Wenn Sie sich in die angeschnittenen Themen einbringen, läuft die weitere Unterhaltung meist ganz von selbst.

Es ist jedoch empfehlenswert, auch selbst zu überlegen, welche Themen sich anbieten könnten. Informieren Sie sich auch über das Tagesgeschehen, damit Sie dazu etwas sagen können.

Bei einem Bewerbungsessen ist Small Talk gefragt und damit eine lockere Unterhaltung ohne Tiefgang. Heikle Themen sollten Sie ausklammern, etwa politische Sichtweisen oder Religion. Wenn Sie sich angeregt mit Ihrem Gesprächspartner unterhalten, widerstehen Sie der Versuchung, zu offen zu sein und zu viel zu sagen. Private Dinge sollten privat bleiben – dass Sie gerade Streit mit einem Freund haben oder im Clinch mit der Versicherung liegen, ist kein geeignetes Thema. Lästern Sie auch auf keinen Fall über frühere Arbeitgeber. Das kommt garantiert nicht gut an.

Sie müssen nicht an jedem Thema interessiert sein, welches Ihr Gesprächspartner anschneidet. Seien Sie jedoch nicht unhöflich, indem Sie plump sagen, dass Sie darüber nicht reden möchten. Das wird Ihr Gegenüber schon merken, wenn Sie zu einem Thema nicht viel zu sagen haben.

Wer bezahlt die Rechnung?

Auch dieser Punkt bereitet vielen Bewerbern Sorgen: Was ist mit der Rechnung? Dabei ist die Sache simpel: Sie sind eingeladen, Ihr Gesprächspartner zahlt die Rechnung. Er oder sie wird zum Ende des Bewerbungsessens nach der Rechnung fragen. Bieten Sie nicht an, Ihre Speisen und Getränke selbst zu zahlen. Das wird nicht von Ihnen erwartet. Falls die Bedienung irrtümlicherweise Ihnen die Rechnung vorlegt, wird Ihr Gesprächspartner sich die Rechnung wahrscheinlich im nächsten Moment nehmen. Notfalls können Sie die Rechnung ein kleines Stück in dessen Richtung schieben.

Die Verabschiedung am Ende des Bewerbungslunches

Wenn die Rechnung beglichen ist, ist das Ende des Bewerbungslunches in greifbarer Nähe. Womöglich sind Sie erleichtert, dass es gleich vorbei ist. Oder Sie fanden es so nett, dass Sie nichts dagegen hätten, wenn das Gespräch noch weitergehen würde. Egal, welchen Eindruck Sie hatten: Bedanken Sie sich am Ende für die Einladung. Sie können auch etwas Positives zum Restaurant und den Speisen sagen.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, tun Sie dies glaubhaft. Es sollte sich nicht danach anhören, als wollten Sie Ihrem Gesprächspartner nur schmeicheln. Haben Sie die Hälfte auf Ihrem Teller gelassen, wird man Ihnen kaum abnehmen, dass Sie das Essen „wirklich köstlich“ fanden. Ihr Gesprächspartner wird Ihnen zur Verabschiedung erklären, wie das weitere Vorgehen ist. Zum Schluss verabschieden Sie sich mit einem festen Händedruck und einem freundlichen Lächeln.

Welche Schlüsse Sie aus einem Bewerbungslunch ziehen können

Bewerbungen können eine recht einseitige Angelegenheit sein. Bewerber tun alles, um zu überzeugen und zu gefallen – selbst bei Jobs, die eigentlich nicht gerade ihr Traumjob sind. Dabei wird leicht vergessen, dass es letztlich auch für den Arbeitgeber darum geht, seinerseits zu überzeugen. Ein Bewerbungslunch ist damit auch für Sie eine Möglichkeit, zu testen, ob die Zusammenarbeit vielversprechend sein könnte.

Achten Sie darauf, wie sich Ihr möglicher Vorgesetzter oder der Personaler beim Essen verhält. Ist er oder sie höflich und behandelt Sie, aber auch fremde Menschen, respektvoll? Das gibt Ihnen einen Vorgeschmack darauf, wie die Mitarbeiterführung im Unternehmen gelebt wird. Negativ könnte es etwa sein, wenn Ihr Ansprechpartner selbst zu spät kommt und sich anschließend nicht einmal dafür entschuldigt oder einen Grund nennt. Ein solches Verhalten kann auf mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter hindeuten.

Beim Bewerbungslunch bekommen Sie einen unmittelbaren Eindruck von den Umgangsformen im Unternehmen. Das kann Ihnen bei der Entscheidung helfen, ob Sie selbst überhaupt für die Firma arbeiten möchten. Wenn Sie mit einem eher negativen Gefühl aus dem Bewerbungslunch gehen und daran zweifeln, ob eine Zusammenarbeit eine gute Idee wäre, nehmen Sie sich etwas Bedenkzeit, bevor Sie im Zweifelsfall tatsächlich Ihre Bewerbung zurückziehen.

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