Gedächtnistraining: Warum es nie zu früh oder zu spät ist

Bis wann sollte die Präsentation fertig sein? Wer wollte sich um die Zahlen für den Jahresbericht kümmern? Und wie war noch einmal der Name des potenziellen Kunden, der vor ein paar Tagen angerufen hat? Wenn Sie sich diese oder ähnliche Fragen öfter stellen, könnte es sein, dass Sie von ein wenig Gedächtnistraining profitieren könnten.

Eine Frau macht ein Kreuzworträtsel, dies ist eine Form von Gedächtnistraining

Was ist Gedächtnistraining und wie hilft es?

Als Gedächtnistraining bezeichnet man Methoden und Techniken, mithilfe derer die eigene Merkfähigkeit gesteigert und so das eigene Gedächtnis verbessert werden kann. Dabei gibt es verschiedene Herangehensweisen. Wer sein Gedächtnis verbessern möchte, fängt meist mit kleineren Übungen an, die im Alltag helfen können.

Zum Beispiel versucht man, sich die Dinge, die auf dem Einkaufszettel stehen, zu merken, letztlich aber ohne den Zettel einkaufen zu gehen. Oder aber man wendet bestimmte Strategien an, die einem dabei helfen können, endlich die Vornamen aller Personen im Gedächtnis zu behalten, denen man sich auf einer Netzwerkveranstaltung vorstellt.

Ein Klassiker dieser einfachen und simplen Methoden zum Gedächtnistraining sind Eselsbrücken. Schon Kinder verwenden diese einfachen Merksätze oder Gedächtnisstützen, um sich Zusammenhänge besser merken zu können.

Von Eselsbrücken bis hin zu Mnemotechnik

Von den kleineren Methoden, sich alltägliche Zusammenhänge zu merken, sollte man die Art der Mnemotechnik unterscheiden, die sogenannte Gedächtniskünstler anwenden. Diese Personen schaffen es, ihr Gehirn so zu trainieren, dass sie sich komplexe Zusammenhänge oder Zahlen mit mehreren tausend Stellen merken können.

Auch das ist eine Ausprägung des Gedächtnistrainings, jedoch braucht man für diese Form eine ganze Menge Zeit und Ausdauer. Wenn wir über Gedächtnistraining für unseren Alltag sprechen, meinen wir daher meist recht einfach anzuwendende Techniken, die uns bei kleineren Aufgaben helfen.

Das gilt für den Joballtag („Wie heißt der Kunde nochmal?“) ebenso wie für Schüler, die sich vor einer Klassenarbeit noch schnell die wichtigsten Vokabeln oder die Jahreszahlen bestimmter historischer Ereignisse merken möchten.

Zwar kann man jede Form des Gedächtnistrainings als Anwendung einer bestimmten Mnemotechnik begreifen. Zu echter Meisterschaft auf diesem Gebiet kommen jedoch nur diejenigen Personen, die sich mit Leidenschaft und Enthusiasmus dem Training widmen.

Das heißt natürlich nicht, dass Gedächtnistraining nicht auch im Alltag helfen kann. Denn Personen, die spezielle Übungen machen, um ihre kognitive Merkfähigkeit zu stärken, profitieren häufig auch auf andere Weise.

So hat Gedächtnistraining nicht nur positive Effekte auf das Gedächtnis an sich, sondern kann die kognitive Leistungsfähigkeit generell ankurbeln. Und somit einen positiven Effekt auf das deduktive Denken, die Konzentrationsfähigkeit und die Fähigkeit zu Schlussfolgerungen haben.

Die Aspekte des Gedächtnistrainings

Menschen, die sich für Gedächtnistraining interessieren, wollen damit nicht nur ihre Merkfähigkeit verbessern. Senioren beispielsweise erhoffen sich, dass sie es durch ausreichendes Gedächtnistraining schaffen, Demenz vorzubeugen und den natürlichen Alterungsprozess ein wenig abzubremsen.

Und tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Gedächtnistraining sich im Alter positiv auswirkt. Menschen, die immer wieder ihre kognitive Leistungsfähigkeit trainieren, scheinen wirklich den Alterungsprozess ein wenig abbremsen zu können.

Wunder sollte man jedoch nicht vom Gedächtnistraining erwarten. Es gibt zwar positive Effekte. Allerdings lassen sich weder Demenz noch andere Alterserscheinungen davon aufhalten oder sogar rückgängig machen.

Andere Wissenschaftler, die sich mit der Kognition und ihren Faktoren beschäftigen, sehen einen Zusammenhang zwischen Gedächtnistraining und Kreativität. Personen, die ihr Gedächtnis trainieren, also ihr Gehirn beschäftigen, zeigen nach Ansicht einiger Experten nicht nur bessere Merkfähigkeit, sondern auch größere Kreativität. Vereinfacht könnte man sagen: Weil der Kopf öfter in Bewegung ist, entstehen schneller Assoziationen oder innovative Gedanken.

Gedächtnistraining Übungen: So können Sie ihr Kurzzeitgedächtnis trainieren

Es gibt verschiedene Wege, um Ihre Merkfähigkeit zu verbessern und trainieren. Folgende kleine Übungen können Sie leicht in ihren Alltag integrieren und damit nicht nur ihre Merkfähigkeit, sondern auch ihre Kreativität, Konzentration und Wahrnehmung trainieren:

  1. Kinderspiele wiederentdecken: Für Junggebliebene oder Personen mit kleinen Kindern gibt es eine ganze Reihe schöner Aktivitäten, die dabei helfen können, das eigene Gedächtnis zu trainieren. Angefangen bei Memory, also dem Spiel, bei dem Sie sich an die beiden Karten erinnern müssen, die das gleiche Bild zeigen, bis zum Klassiker „Koffer packen“. Dabei werden bestimmte Gegenstände in einen Koffer gelegt – natürlich nicht wirklich, sondern nur im imaginären Spiel. Jeder Mitspieler muss zunächst alle Gegenstände wiederholen, die die übrigen Mitspieler schon genannt haben, bevor er einen weiteren Gegenstand in den Koffer packen darf. Wer einen Gegenstand vergisst, scheidet aus. Wer diese Gedächtnistraining-Spiele mit Kindern spielt, bekommt in der Regel unverhofft die eigenen Defizite aufgezeigt.
  2. Fakten in Erinnerung rufen: Das ist eine tolle Methode, um sein Kurzzeitgedächtnis zu trainieren. Wenn Sie zum Bespiel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit oder in die Stadt fahren, können Sie sich an einem beliebigen Punkt Ihrer Fahrt fragen, wie viele Haltestellen Sie noch vom Ziel trennen. Sie müssen dazu die Strecke im Kopf abfahren und sich an den Verlauf erinnern – das trainiert ihre Merkfähigkeit ungemein. Eine Variante dieser Übung: Versuchen Sie Mitarbeiter aus anderen Abteilungen aufzuzählen – am besten mit vollem Namen. Auch das ist eine simple Übung, um die Gedächtnisleistung zu trainieren.

Merkfähigkeit trainieren: Übungen für das Langzeitgedächtnis

Die obengenannten Übungen zielen in erster Linie darauf ab, das Kurzzeitgedächtnis zu trainieren. Doch das ist nur die Hälfte der Aufgabe, die man vor sich hat, wenn man seine Gedächtnisleistung steigern möchte.

Denn das Kurzzeitgedächtnis ist ausschließlich dazu da, dass wir uns an Dinge erinnern, die in unmittelbarer Vergangenheit liegen. Doch um unser Erinnerungsvermögen im Ganzen zu trainieren, dürfen wir das Langzeitgedächtnis nicht außer Acht lassen.

Nur wenn Informationen in unser Langzeitgedächtnis gelangen, können wir uns auch nach einigen Wochen oder gar Monaten noch daran erinnern. Und das ist nicht nur dann wichtig, wenn wir jedes Jahr an die Geburtstage unserer Freunde und Bekannte denken möchten.

Wie also tun? Es gibt verschiedene Übungen und Verhaltensweisen, die dazu beitragen können, dass man sein Langzeitgedächtnis trainiert.

Abwechslung und sich auf andere Dinge zu konzentrieren, gehört beispielsweise dazu. Wer gerade neue Dinge gelernt hat, muss sich selbst zunächst die wichtige Ruhe gönnen, damit sich die Informationen im Gedächtnis verankern können.

Langzeitgedächtnis trainieren: Einige Übungen

Daneben helfen auch diese Übungen, um das Langzeitgedächtnis ein wenig zu verbessern:

  1. Handy weglegen: Nicht ständig auf das Smartphone zu schauen, ist aus vielerlei Gründen ein guter Tipp. Sie können Ihr Gedächtnis trainieren, indem Sie häufig genutzte Telefonnummern auswendig lernen, anstatt die Schnellwahltaste zu nutzen. Greifen Sie auf Ihr Gedächtnis zurück und trainieren Sie es mit dieser Übung. Das hat außerdem den Vorteil, dass Sie Ihre bevorzugten Kontakte auch dann noch anrufen können, wenn Sie Ihr Handy verlegt haben.
  2. Inhalt von Büchern/Filmen beschreiben: Wenn Sie mit alten Freunden zusammensitzen, werden häufig Erinnerungen an frühere Zeiten wach. Das ist gut für unser Gedächtnistraining, denn genau das können Sie nutzen. Versuchen Sie doch einfach mal, den Inhalt Ihres Lieblingsfilms/-buchs Ihrer Jugend wiederzugeben und lassen Sie sich überraschen, welche Freunde sich ebenso an das Buch oder den Film erinnern können. Unter Umständen erinnern sich Ihre Freunde sogar an Details ein, die Sie bei Ihrer Schilderung vergessen hatten. Auch das ist gutes Gedächtnistraining für Sie. Denn Sie versuchen nun automatisch, sich ebenfalls an diese Details zu erinnern.
  3. Lieder erraten: Wir können uns besser an Dinge erinnern, wenn wir sie mit bestimmten Gerüchen, Farben, Emotionen oder Tönen in Verbindung bringen. Wahre Gedächtniskünstler nutzen diese Tricks, um ihre Merkfähigkeit zu verbessern. Und Sie können das auch. Auch dieser kleine Gedächtnistrick funktioniert am besten mit langjährigen Freunden. Summen Sie doch einmal ein Lied von früher und fordern Sie Ihre Freunde auf, Ihnen den Titel zu nennen. Sie werden sehen, dass das gar nicht so einfach ist. Häufig können wir uns noch an eine Liedzeile oder eine Strophe erinnern, doch den Titel nach so langer Zeit wiederzugeben, ist eine wirklich schwierige Aufgabe. Gut so, denn genau so können Sie Ihre Merkfähigkeit trainieren.

Bildnachweis: stockfour / Shutterstock.com

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