Geduld: So trainieren Sie den Schlüssel zum Erfolg

Was haben erfolgreiche Menschen gemeinsam? In der Regel sind sie geduldig. Studien deuten darauf hin, dass die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und zur Impulskontrolle wichtig ist, um ein glückliches und ausgeglichenes Leben zu führen. Und diese Eigenschaften hängen ganz eng mit Geduld zusammen. Testen Sie Ihre Geduld und erfahren Sie, was Sie tun können, um geduldiger zu werden.

Eine Sanduhr als Symbolbild für Geduld

Geduld: Versuch einer Definition

Eine allgemeingültige Definition, was man unter Geduld zu verstehen hat, gibt es nicht. Der DUDEN beschreibt Geduld zum Beispiel mit folgenden Worten:

„Ausdauer im ruhigen, beherrschten, nachsichtigen Ertragen oder Abwarten von etwas.“

Synonyme für Geduld sind zum Beispiel:

  • Beharrlichkeit
  • Ausdauer
  • Beständigkeit
  • Impulskontrolle
  • Gelassenheit
  • Gleichmut
  • Langmut

Der Alltagsgebrauch von Geduld kommt der Definition des Dudens ziemlich nahe. Wir würden eine Person als geduldig beschreiben, wenn sie in der Lage ist, die eigenen Bedürfnisse für einen gewissen Zeitraum zurückzustellen. Geduldige Personen wissen, dass es sich lohnen kann, nicht jedem Impuls sofort nachzugeben, sondern diesem mittels Disziplin zu widerstehen und dafür in der Zukunft eine größere Belohnung zu erhalten.

In der Ökonomie bezeichnet man diesen Sachverhalt als Konsumverzicht. Menschen, die für einen gewissen Zeitraum verzichten, tun das, weil sie sich in der Zukunft davon etwas versprechen. Wer in seiner Jugend spart und vorsorgt, kann einen sorgenfreien Ruhestand genießen. Die Bewegung der Frugalisten treibt den Konsumverzicht mit dem Ziel, möglichst schon mit 40 in Rente gehen zu können, auf die Spitze.

Im Gegensatz dazu können ungeduldige Menschen sich nicht oder nur sehr schwierig zügeln. Sie haben große Probleme damit, eine kurzfristige Belohnung aufzuschieben. Ungeduldige Menschen lassen sich schnell von Situationen frustrieren und reagieren eher impulsiv.

Das lässt sich zum Beispiel morgens beim Warten auf die Bahn beobachten. Menschen, die über ein gutes Maß an Geduld verfügen, sind natürlich auch davon genervt, wenn die Bahn wieder einmal Verspätung hat. Sie lassen sich davon aber nicht den gesamten Tag ruinieren. Bei ungeduldigen Personen sieht das schon anders aus. Menschen, die nicht in der Lage sind, kurzzeitig die eigenen Belange nach hinten zu schieben, lassen sich schneller von unerwünschten Zwischenfällen beeinflussen. Das kann so weit gehen, dass sie sich hilflos und überfordert von der Situation fühlen. Nicht selten schlägt dieses Gefühl der Ohnmacht in Wut um.

Die Vorteile der Geduld

Auch geduldige Menschen freuen sich nicht darüber, dass sich die Bahn schon wieder verspätet und sie vermutlich ihren Anschluss verpassen oder länger im Büro bleiben müssen, um die fehlende Zeit auszugleichen. Im Gegensatz zu den eher ungeduldigen Personen gelingt es ihnen aber schneller, die negativen Gefühle beiseite zu schieben und wieder positive Gedanken zuzulassen. Das ist einer der großen Vorteile der Geduld: Sie hilft uns dabei, unseren Fokus wieder auf positivere Dinge zu richten.

Studien deuten darauf hin, dass Personen, die über viel Geduld verfügen, erfolgreicher und glücklicher sind als andere Menschen. Das bestätigt sich unter anderem in einer Langzeitbetrachtung im Anschluss an den berühmten Marshmallow-Test.

Der Marshmallow-Test und seine Ergebnisse

Der Marshmallow-Test und seine Ergebnisse

Der Marshmallow-Test ist ein Experiment, mit dem Willensstärke, Belohnungsaufschub (Gratifikationsverzicht) und damit die Geduld kleiner Kinder überprüft wurde. Die Versuchsanordnung bei diesem Test war recht simpel: Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren wurden in einem Raum gebeten. Auf dem Tisch vor ihnen befand sich ein Marshmallow. Der Versuchsleiter erklärte dann den Kleinen: Wenn sie warten würden, bis er wieder zurückkommt, würden sie noch ein zweites Marshmallow bekommen. Können sie sich jedoch nicht beherrschen, bleibt es bei dem einen. Um die Versuchung für die Kinder noch größer zu machen, war der Raum relativ reizarm. Es gab also keine Bücher, Bilder oder Spielsachen, mit denen sich das Kind ablenken konnte. So war sein gesamter Fokus auf das Marshmallow gerichtet.

Einige Kinder griffen sofort zu und aßen die Süßigkeit, ohne auf den Versuchsleiter und damit auf das zweite Marshmallow zu warten. Es gab aber auch Kinder, die es schafften, der Versuchung zu widerstehen. Sie warteten geduldig, bis der Versuchsleiter wieder den Raum betrat und bekamen zur Belohnung noch ein weiteres Marshmallow.

Erfolg und Geduld hängen zusammen

Als wirklich erstaunlich würden wir diese Ergebnisse wohl nicht bezeichnen. Es gibt eben Menschen, die mit mehr Geduld ausgestattet sind als andere. Was allerdings erstaunlich ist, sind die Ergebnisse einer Langzeitstudie: Nach einigen Jahren suchten Wissenschaftler die mittlerweile erwachsenen Teilnehmer der Studie noch einmal auf. Und dabei zeigte sich Folgendes: Diejenigen Personen, die schon als Kind in der Lage waren, geduldig zu warten, waren insgesamt erfolgreicher als die ungeduldigen Teilnehmer der Studie. Die geduldigen Kinder von damals konnten

  • bessere Schulabschlüsse,
  • stabilere Beziehungen,
  • ein besseres Selbstwertgefühl und
  • eine größere Frustrationstoleranz vorweisen.

Noch dazu waren diese Personen weniger anfällig für Suchtkrankheiten, psychologische Probleme wie die Borderline-Störung und lebten insgesamt ein gesünderes Leben.

Test: Wie geduldig bin ich?

Geduld und Selbstkontrolle scheinen also wichtige Schlüsselkompetenzen für ein erfolgreiches Berufsleben und glückliches Privatleben. Wenn Sie sich nun fragen, über wie viel Geduld Sie selbst verfügen, können Sie zur Überprüfung folgenden Test absolvieren. Notieren Sie sich dazu die Anzahl der Antworten, denen Sie zustimmen:

  1. Wenn ich etwas im Geschäft sehe, das mir gefällt, kaufe ich es. Unabhängig davon, ob ich es wirklich brauche oder nicht.
  2. Manchmal lasse ich mich zu sehr von meinen Emotionen leiten und treffe daher Entscheidungen, die ich später bereue.
  3. Wenn ich beim Arzt oder im Supermarkt länger warten muss, ärgert mich so sehr, dass ich wütend werde.
  4. Wenn ich mit dem Auto im Stau stehe, kann es vorkommen, dass ich anfange zu hupen oder andere Fahrer beschimpfe.
  5. Wenn ich lange auf ein Ergebnis hinarbeiten muss, frustriert mich das. In einigen Fällen ist mein Frust so groß, dass ich das Vorhaben abbreche.
  6. Stoße ich bei einer Sache auf ein Hindernis, möchte ich am liebsten sofort aufgeben.
  7. Auf andere Personen zu warten, ärgert mich.
  8. Still zu sitzen und zu warten, fällt mir sehr schwer. In vielen Fällen schaffe ich es nicht und lenke mich mit dem Smartphone ab.
  9. Kommt eine Person zu einer Verabredung zu spät, reagiere ich ungehalten.
  10. Es fällt mir schwer, mich mit voller Konzentration einer Sache zu widmen. Meist bin ich gedanklich schon einige Schritte weiter.

Geduld lernen: So gelingt es

Wenn Sie die Mehrzahl der Fragen mit einem Ja beantworten, sollten Sie an Ihrer Geduld arbeiten. Aber auch Menschen, die zu den geduldigeren Personen gehören, können diese Fähigkeit weiter ausbauen. Probieren Sie daher gerne folgende Tipps aus:

  1. Zeit lassen: Der wichtigste Tipp, wenn Sie Ihre Geduld trainieren wollen, ist, ausreichend Zeit einzuplanen. Starten Sie auf keinen Fall mit dem Training zwischen Tür und Angel. Dann ist ein Scheitern schon vorprogrammiert. Fangen Sie mit dem Geduldstraining eher an einem Tag an, an dem Sie sonst noch nicht viel vorhaben. Je mehr Zeit Sie zur Verfügung haben, umso größer sind Ihre Erfolgsaussichten. Denn dann ist der Druck geringer.
  2. Warten üben: Eine neue Einstellung zum Warten zu bekommen, ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung, wenn Sie geduldiger werden möchten. Um das Warten auf die Bahn nicht als Zeitverschwendung zu begreifen, müssen Sie Ihre Denkmuster ändern und die Zeit stattdessen für etwas Sinnvolles nutzen. Halten Sie Strategien bereit, die Sie jetzt einsetzen können. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie die Wartezeit für Gehirnjogging nutzen? Oder ein Buch oder einen Podcast dabeihaben, der Sie interessiert?
  3. Mit kleinen Übungen starten: Ihre Geduld trainieren Sie am besten zunächst mit einer kleinen und gut zu schaffenden Aufgabe. Denken Sie daran, ausreichend Zeit einzuplanen. Schaffen Sie die Aufgabe ohne größere Probleme und vor allem, ohne zwischendrin abzubrechen, ist das ein guter Anfang. Das wird Ihnen Auftrieb und Motivation geben, weiter an Ihrer Geduld zu arbeiten.

Bildnachweis: Sanduhr: Min C. Chiu / Shutterstock.com; Kind: go_see / pixabay.com

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