Gelassenheit: So werden Sie innerlich ruhiger
Statt sofort in Panik zu verfallen, wenn sich der Chef dem Schreibtisch nähert, reagiere manche Beschäftigte mit purer Gelassenheit. Wie machen sie das? Wir verraten hier einige Tipps und Übungen für mehr Gelassenheit.
Definition: Was ist Gelassenheit?
Einen Fehler darf man im Hinblick auf die Gelassenheit nicht machen: sie mit Gleichgültigkeit gleichsetzen. Im Gegenteil, Menschen, die über ein gesundes Maß an Gelassenheit verfügen, können zwischen wichtig und unwichtig, dringend und weniger dringend unterscheiden und ihr Verhalten danach ausrichten.
Personen, die gelassen reagieren können, lassen sich also nicht so schnell aus der Bahn werfen. Sie beherrschen es, Dinge zu akzeptieren, die sie nicht ändern können. Stress oder fordernde Situationen begegnen sie mit der nötigen Ruhe und Ausgeglichenheit und schaffen es so, auch in anstrengenden Phasen den Überblick zu behalten.
Warum ist Gelassenheit wichtig?
Dieses umsichtige Verhalten haben viele von uns verlernt. Gerade im Job lassen sich einige von uns recht schnell aus der Ruhe bringen und verfallen in Aktionismus.
Das verursacht Stress und führt dazu, dass unsere Arbeitsergebnisse schlechter werden. Noch dazu hat andauernder Stress eine ganze Reihe von negativen Einflüssen auf unsere Gesundheit.
Dass wir hin und wieder bei herausfordernden Aufgaben gestresst reagieren, ist ganz normal. Denn in früheren Zeiten, als wir Menschen noch nicht in befestigten Häusern lebten, mussten wir schnell auf Gefahren und Bedrohungen reagieren – und notfalls flüchten.
Damit uns das gelang, schüttete unser Körper eine ganze Reihe von Hormonen wie etwa Adrenalin und Cortisol aus. Diese Hormone beschleunigen unseren Herzschlag und den Puls, kurbeln die Atemfrequenz an und sorgen so dafür, dass sich auch unser Blutdruck erhöht.
Unsere Vorfahren konnten die Stresshormone durch die körperliche Beanspruchung abbauen. Wir dagegen sitzen am Schreibtisch und haben daher häufig nicht die Möglichkeit, uns körperlich so anzustrengen, dass wir diese Hormone abbauen können.
Die körperliche Reaktion bleibt die gleiche: Unser Blutdruck steigt, der Herzschlag wird schneller und sogar die Immunabwehr wird heruntergefahren – unser Körper verwendet alle Ressourcen darauf, die bedrohliche Situation zu meistern.
Menschen, die in solchen Umständen mit Gelassenheit reagieren, haben somit einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen. Denn wenn unser Körper alle Reserven dafür aufbraucht, uns in den Flucht-oder-Kampf-Modus zu versetzen, bleiben keine Kapazitäten mehr übrig, um sich auf andere Dinge zu fokussieren.
Fehlende Gelassenheit im Job
Personen, die grundsätzlich mit einer gewissen Gelassenheit an Aufgaben herangehen, reagieren besonnener und meist auch konzentrierter. Das hat neben Vorteilen für die Gesundheit auch positiven Einfluss auf die Arbeitsergebnisse.
Denn Gelassenheit kann dabei helfen, sich auf die anstehende Aufgabe besser zu konzentrieren. Man ist weniger nervös und kann fokussierter arbeiten. Genau das führt häufig dazu, dass die Aufgabe besser erledigt wird – und man weniger Fehler macht.
Bessere Arbeitsergebnisse und weniger Überstunden – das ist recht angenehmen. Zusätzlich dazu wird es vermutlich auch der Vorgesetzte positiv zur Kenntnis nehmen, dass mancher Mitarbeiter in der gleichen Zeit mehr leistet und gleichzeitig besser gelaunt ist als seine Kollegen.
Seine Gelassenheit könnte also auch dazu beitragen, dass er eher befördert wird. Denn durch sein gelassenes Auftreten vermittelt er den Eindruck, dass er alle anstehenden Aufgaben mit Leichtigkeit erledigen kann – und genau das möchten Arbeitgeber bei Führungskräften sehen.
Gelassenheit lernen: mit diesen Tipps Gelassenheit trainieren
Klingt doch ganz danach, als sollte man sich mit dem Thema Gelassenheit eingehender befassen. Denn ein wenig mehr Gleichmut kann anscheinend zu mehr Lebensqualität beitragen und außerdem ein Baustein für beruflichen Erfolg sein.
Wie bei vielen anderen Dingen, die bei der Selbstoptimierung helfen sollen, gibt es auch im Hinblick auf die Gelassenheit keinen Königsweg. Vielmehr sollten Interessierte verschiedene Dinge ausprobieren und selbst herausfinden, wie sie sich in mehr Gelassenheit üben und so auch mehr Gelassenheit im Job erlernen können.
1. Selbstvertrauen
Bei einigen Beschäftigten bricht Panik aus, weil sie sich selbst nicht zutrauen, die anstehende Aufgabe rechtzeitig oder überhaupt zu schaffen. Um die eigene Gelassenheit zu trainieren, kann es daher sinnvoll sein, sich selbst (wieder) mehr zuzutrauen.
Natürlich ist das häufig leichter gesagt, als getan. Doch eine recht simple Übung kann helfen, an dem eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten: Statt sich permanent auszumalen, was passiert, wenn man die anstehende Aufgabe nicht rechtzeitig schafft, sollten Sie den umgekehrten Weg wählen. Malen Sie sich die positiven Dinge aus und lenken Sie Ihren Fokus auf konstruktive Beiträge. Unter anderem diese Fragen können dabei helfen:
- Was kann ich tun, damit das Projekt doch noch ein Erfolg wird?
- Wie kann ich mich bestmöglich auf die anstehende Präsentation vorbereiten?
- Welche Punkte sind noch zu klären?
- Welche Schritte habe ich bereits korrekt abgeschlossen?
- Gibt es bereits Erkenntnisse, die ich für die weitere Arbeit verwenden kann?
Wenn Sie es schaffen, Ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge zu lenken, die Sie noch ändern können oder die Sie bereits erfolgreich abgeschlossen haben, stärkt das die Zuversicht in die eigene Leistungsfähigkeit. Denn dadurch wird Ihnen bewusster, was Sie alles schaffen können, wenn Sie sich anstrengen.
2. Routinen überdenken
Routinen und Angewohnheiten haben eine ganze Menge Vorteile. Sie machen es nämlich möglich, dass wir mehr Kapazitäten für andere Dinge frei haben. Wenn wir morgens auf dem Weg ins Büro angestrengt darüber nachdenken müssten, wie man das Auto lenkt, wann man den Gang wechselt und welches Pedal man treten muss, um Gas zu geben, wären wir voll und ganz damit beschäftigt. Wir könnten uns nicht noch zusätzlich im Auto unterhalten oder dem Radioprogramm zuhören.
So ähnlich verhält es sich mit anderen Routinen auch. Dadurch, dass sie fast vollständig automatisch ablaufen, verschaffen sie uns Freiräume, um uns auf andere Dinge zu konzentrieren.
Jedoch haben Routinen auch Nachteile. Sie können ein Grund dafür sein, dass Sie manche Aufgaben mit nur wenig Gelassenheit angehen. Wenn Sie verinnerlicht haben, dass Sie bei jeder E-Mail des Chefs gestresst reagieren, ist das das Gegenteil von Gelassenheit. Auch die schlechte Angewohnheit, vor jeder Präsentation Lampenfieber zu entwickeln, ist eher kontraproduktiv, wenn Sie Gelassenheit trainieren möchten.
Kurzum, hinterfragen Sie diejenigen Routinen und Gewohnheiten, die in einem Zusammenhang mit stressigen und fordernden Situationen stehen. Vielleicht fällt Ihnen ein Muster auf und Sie können sich einige der Angewohnheiten, die Ihrer Gelassenheit im Wege stehen, nach und nach abtrainieren.
3. Prioritäten setzen
Stress kommt in vielen Fällen daher, dass wir keine oder falsche Prioritäten setzen. Ein gutes Zeit- und Selbstmanagement ist daher ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gelassenheit.
Wer einen sanften Einstieg sucht, kann zunächst damit beginnen, eine To-do-Liste anzulegen, die über den Arbeitstag oder die Arbeitswoche diszipliniert abgearbeitet werden soll. Daneben gibt es viele Methoden, die dabei helfen, das eigene Zeitmanagement zu verbessern und effizienter zu arbeiten. Die Eisenhower-Matrix oder die Pomodoro-Technik sind Klassiker, die man kennen sollte, wenn man Gelassenheit im Job lernen möchte.
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