Leichte Reizbarkeit: Das kann die Ursache sein

Ihnen und vor allem Ihrem Umfeld ist aufgefallen, dass Sie neuerdings wegen jeder Kleinigkeit die Nerven verlieren. Sie regen sich über Dinge auf, die Ihnen normalerweise nichts ausmachen. Der Grund für dieses Verhalten ist vermutlich leichte Reizbarkeit. Woher die kommt und was Sie tun können, um wieder gelassener und ausgeglichener zu werden, lesen Sie hier.

Eine Frau rauft sich die Haare, wie entsteht leichte Reizbarkeit?

Leichte Reizbarkeit: Die Anzeichen

Es ist natürlich immer eine Frage der Persönlichkeit, wie man mit herausfordernden Situationen umgeht und wie reizbar man ist. Menschen, die leicht reizbar sind, also auf Reize aus der Umwelt besonders stark reagieren, erkennt man häufig an folgenden Anzeichen:

  • Menschen, die leicht reizbar sind, zeigen nicht nur bei besonders anstrengenden Situationen, dass es ihnen zu viel ist. Sie reagieren vielmehr völlig unvorhergesehen und fahren schon bei scheinbar kleinsten Anlässen aus der Haut.
  • Personen, die übermäßig reizbar sind, haben mitunter auch gesundheitliche Probleme. Sie können zum Beispiel zu Herzrasen, Konzentrationsschwierigkeiten oder sogar Panikattacken neigen. Auch weitere körperliche Symptome wie Muskelverspannungen, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden können eine Folge von leichter Reizbarkeit sein.
  • Leicht reizbare Menschen zeigen außerdem die Tendenz, sich in bestimmten Situationen zurückzuziehen. Dieses Verhalten kommt bei manchen daher, dass sie Schwierigkeiten damit haben, ihre Emotionen zu kontrollieren. Wenn es sozial nicht angemessen ist und sie Angst haben müssen, zu impulsiv zu reagieren, könnten sie daher die Gesellschaft anderer Menschen meiden und sich zurückziehen.

Leichte Reizbarkeit: Die Ursachen

Stress steht auf der Liste der Ursachen für leichte Reizbarkeit ganz weit oben. Denn Stress kann Reaktionen in unserem Körper auslösen, die dazu führen, dass wir leicht reizbar sind, überempfindlich oder sogar aggressiv handeln. Der Grund dafür ist in der Hormonausschüttung zu suchen. Wenn wir Stress empfinden, schüttet unser Körper eine ganze Reihe von Hormonen aus. Eins dieser Hormone ist Adrenalin. Es ist dazu da, uns für einen Kampf vorzubereiten und fit zu machen. Als der Mensch noch in Höhlen gewohnt hat, war es nötig, sein Leben verteidigen zu können. Um diese Aufgaben zu bewältigen, war und ist Adrenalin da.

Das Hormon hilft dabei, konzentriert und mit voller Muskelanspannung gegen den Feind zu kämpfen und das eigene Leben zu verteidigen. Während dieses Kampfes wird der Hormoncocktail durch die körperliche Aktivität wieder abgebaut.

Adrenalin und andere Hormone spielten also in der Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle und regulieren auch heute noch unsere Aktivitäten. Jedoch gibt es einen Haken: Heutzutage kommt diese Hormonausschüttung auch in Gang, wenn eine Deadline droht oder uns Multitasking überfordert.

Auch in diesen Situationen helfen uns die Hormone zunächst dabei, körperlich aktiv und leistungsfähig zu sein. Im Unterschied zu früheren Zeiten werden diese Hormone jedoch nicht durch körperliche Anstrengung abgebaut. Sondern wir sitzen am Schreibtisch und kämpfen dort unseren Kampf mit der Excel-Tabelle oder der Power Point Präsentation.

Wir bauen die Stresshormone also nicht mehr ab, sondern sie bleiben in unserem Körper und können dort zu Problemen führen. Bei Personen, die besonders empfindlich reagieren, kann sich das zum Beispiel in leichter Reizbarkeit äußern.

Weitere Ursachen für leichte Reizbarkeit

Neben Stress und der damit verbundenen Hormonausschüttung, kommen noch weitere Ursachen für leichte Reizbarkeit in Betracht:

  • Schlafmangel: Wer ständig müde ist, ist leichter gereizt. Gerade Eltern von Säuglingen werden das bestätigen können. Kommt der Schlafmangel daher, dass man sich nachts Gedanken über die Arbeit macht, kann das das Verhältnis zur Arbeit ungünstig beeinflussen und erst recht dazu führen, dass man am Arbeitsplatz leicht reizbar erscheint. Personen, die nicht ausgeschlafen sind, haben weniger geistige Widerstandskraft und reagieren daher unter Umständen schon auf kleine Vorkommnisse aggressiv und überempfindlich.
  • Bewegungsmangel: Nicht nur im Hinblick auf die abzubauenden Hormone ist Bewegung wichtig. Ganz allgemein trägt körperliche Aktivität dazu bei, dass wir uns besser fühlen und einen klaren Kopf bekommen. Wer es schafft, sich an der frischen Luft zu bewegen, der profitiert gleich doppelt: Die Bewegung tut dem Körper gut und die Sonnenstrahlen unter freiem Himmel sind ein wahrer Booster für unsere Laune.
  • (Chronische) Schmerzen: Zahnschmerzen, Kopfschmerzen oder andere Beschwerden, die vielleicht sogar der Grund für chronische Schmerzen sind, können ganz schön aufs Gemüt schlagen. Kein Wunder, wenn Personen, die permanent Schmerzen haben, nicht so belastbar sind und leicht gereizt reagieren.
  • (Psychische) Erkrankungen: Einige psychische Erkrankungen wie Depression, Psychosen oder das Borderline-Syndrom können ebenfalls die Ursache für leichte Reizbarkeit sein. Daneben ist Reizbarkeit auch ein Symptom einiger körperlicher Erkrankung, wie zum Beispiel einer Funktionsstörung der Schilddrüse.

Leicht reizbar und aggressiv: Das können Sie tun

Wenn Sie feststellen, dass Sie in letzter Zeit viel reizbarer sind als sonst, sich aber nicht erklären können, woher das kommt, sollten Sie zunächst einen Arzt aufsuchen. Unter Umständen könnte die leichte Reizbarkeit eine körperliche Ursache haben, die mit den richtigen Medikamenten oder einer angepassten Verhaltensweise in den Griff zu kriegen ist.

Sollten weder physische noch psychische Ursachen der Grund für die leichte Reizbarkeit sein, können Sie versuchen, einige Dinge in Ihrem Tagesablauf zu ändern, um wieder ausgeglichener und gelassener zu werden.

Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst

Stress ist eine der Hauptursachen für leichte Reizbarkeit. Wem es jedoch gelingt, gut mit Stress umzugehen, der kommt auch besser mit anderen Herausforderungen klar und reagiert in der Regel gelassener.

Eine Maßnahme, um besser mit Stress umzugehen, ist, sich genügend Freiräume und Zeit für sich selbst einzuräumen. Das kann ein wichtiger Ausgleich sein, der es uns erlaubt, wieder Reserven aufzubauen und mit Herausforderungen besser umzugehen.

Manche gehen gerne ins Fitnessstudio und strengen sich körperlich so richtig an, andere bevorzugen es etwas ruhiger und besuchen einen Yoga-Kurs. Für wieder andere ist der perfekte Ausgleich, wenn Sie Zeit haben, ein gutes Buch zu lesen oder ihre Lieblingsmusik zu hören.

Achten Sie auf gesunde Ernährung

Wenn unser Körper ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist, trägt das ebenfalls dazu bei, dass wir mit Belastungen besser umgehen können. Uns gesund zu ernähren, bedeutet auf zu viel Zucker und Alkohol zu verzichten. Bei manchen Menschen führt übermäßiger Konsum von Kaffee ebenfalls zu leichter Reizbarkeit. Sie sollten testen, wie Sie auf Koffein reagieren und notfalls den Konsum begrenzen.

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung besteht aus Vollkornprodukten, die wichtige Ballaststoffe liefern, Obst, Gemüse und Proteinen. Wenn Sie sich überwiegend vegetarisch ernähren, sollten Sie Nüsse und Samen essen und bei Bedarf auf Ersatzprodukte zurückgreifen, um Ihren Körper mit all den Stoffen zu versorgen, die er braucht.

Schlafen Sie ausreichend

Einer guten Schlafhygiene zu folgen, ist für einige Menschen gar nicht so einfach. Wer unter Schlafstörungen leidet, weil sich das Gedankenkarussell in seinem Kopf in Bewegung setzt, der wird ohne Hilfe kaum ausreichend Schlaf finden.

Wenn Sie zu den Menschen mit den beschriebenen Problemen gehören, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Schlafprobleme und erläutern Sie gemeinsam verschiedene Optionen, um zu einer Lösung zu kommen. Vielleicht kann man Ihnen in einem Schlaflabor weiterhelfen. Andere Personen brauchen die Hilfe eines Therapeuten, um wieder zu einem guten Schlafrhythmus zu finden.

Sollten die Schlafprobleme noch nicht derart gefestigt sein, können Sie auch eigenständig versuchen, sich eine gesunde Schlafhygiene anzutrainieren:

  • Vermeiden Sie das Licht von Handy, Tablet und PC, bevor Sie zu Bett gehen. Diese Geräte sollten Sie mindestens eine Stunde vor Ihrer geplanten Zubettgehzeit nicht mehr verwenden.
  • Trinken Sie abends ein Glas warme Milch. Milch enthält sowohl das Hormon Melatonin, das beim Einschlafen helfen kann, also auch die Aminosäure Tryptophan, die schlaffördernd wirkt. In Kombination mit der Wärme des Getränks kann unser Körper schneller zur Ruhe finden.
  • Trainieren Sie sich einen Rhythmus an. Personen, die in Schichtarbeit tätig sind, werden diesen Tipp nicht so einfach umsetzen können. Alle anderen können aber versuchen, sich einen regelmäßigen Ablauf anzutrainieren. Also jeden Tag etwa zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen und jeden Morgen etwa zur gleichen Zeit wieder aufzustehen. Auch am Wochenende oder im Urlaub. Unser Körper gewöhnt sich nach einer gewissen Zeit an diesen Rhythmus, was bedeutet, dass wir leichter in den Schlaf finden und morgens ausgeruhter aufwachen. Wer ausgeschlafen ist, kann mit Belastungen und Stress deutlich besser umgehen und schafft es unter Umständen sogar, seine leichte Reizbarkeit zu besiegen.

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