Metakognition: Ihre Bedeutung für das Lernen

Metakognition ist ein Begriff, den man in der Psychologie und in den Neurowissenschaften verwendet. Ganz allgemein meint man damit, dass Lebewesen in der Lage sind, über ihr eigenes Denken nachzudenken. Was das konkret bedeutet und warum die Metakognition für erfolgreiches Lernen so wichtig ist, erfahren Sie hier.

Ein Mann lernt besser dank Metakognition

Definition: Was ist Metakognition?

Die Bezeichnung Metakognition stammt aus der Psychologie. Bereits in den 1970er Jahren hat sich der amerikanische Entwicklungspsychologe John H. Flavell im Rahmen seiner Arbeit mit diesem Konzept beschäftigt. Vereinfacht gesagt meint man mit dem Begriff die Fähigkeit des Menschen, über das eigene Denken zu reflektieren.

Außerdem soll die Metakognition es ermöglichen, das eigene Denken, Entscheidungen und Wahrnehmungen zu lenken und zu steuern. Indem man sich bewusst macht, warum man handelt und denkt, kann man Einfluss auf sein Verhalten nehmen.

Auf der anderen Seite können wir dank der Metakognition aber auch erkennen, wo unsere Defizite liegen. Denn die Metakognition befähigt uns auch dazu, herauszufinden, was wir bisher noch nicht wussten. So können wir durch Reflexion im besten Fall sogar unsere Fähigkeiten verbessern und uns neue Strategien aneignen.

Tiere und Metakognition

Auch andere Lebewesen verfügen über Metakognition. Hier ein Beispiel für Metakognition bei Tieren: Der Primatenforscher Robert R. Hampton konnte in einer Studie zeigen, dass Rhesusaffen über die Grundlagen der Metakognition verfügen. Nämlich über die Fähigkeit, sich an bestimmte Dinge und Zusammenhänge zu erinnern und ihr Verhalten entsprechend anzupassen.

Seine Forschung bildet die Grundlage dafür, dass man auch einigen Tierarten Metakognition zuspricht. So gehen einige Forscher davon aus, dass auch Delfine die Fähigkeit, über das eigene Denken nachzudenken, besitzen. Aussagen über das Denken bei Tieren zu treffen, ist natürlich schwierig, denn wir können nur sehr eingeschränkt mit diesen Lebewesen kommunizieren.

Die Bestandteile der Metakognition

In der Forschung teilt man die Metakognition in zwei unterschiedliche Bestandteile:

  1. Metakognitives Wissen: In diesem Bereich schaut man sich an, inwieweit und in welchem Umfang der Mensch Kenntnis über seine kognitiven und megakognitiven Fähigkeiten hat und was die Person mit diesem Wissen macht.
  2. Metakognitive Regulation: In diesem Teil der Metakognition geht es um die kognitiven Strategien, die der Mensch besitzt. So untersucht man dabei beispielsweise, ob Personen in der Lage sind, zu erkennen, dass sich bestimmte Strategien oder Techniken nicht besonders gut eignen, um die Situation zu meistern. Bei einer guten megakognitiven Regulation können Personen ihre Strategie so anpassen, dass sie besser geeignet ist, um auf die Herausforderung zu reagieren. Beispiel: Ein Schüler möchte ein gutes Abitur machen, um später Medizin zu studieren. Er merkt jedoch, dass dies mit seiner aktuellen schulischen Leistung sehr schwierig wird. Daher macht er sich Gedanken darüber, was er tun muss, um seine Schulnoten zu verbessern.

Metakognition und die 4 Lerntypen

Wie ausgeprägt die eine oder andere Form der Metakognition bei uns ist, hängt eng damit zusammen, zu welchem Lerntyp wir gehören. Der frühere Harvard-Professor David Perkins entwickelte in den 1990er Jahren vier verschiedene Lerntypen. Die Einteilung hängt davon ab, in welcher Weise die Personen die verschiedenen megakognitiven Strategien anwenden, wenn sie etwas Neues lernen. Perkins unterscheidet:

  1. Tacit (stillschweigend): Mit diesem Begriff bezeichnet Perkins Personen, die sich nicht darüber im Klaren sind, dass sie über Metakognition verfügen. Aus diesem Grund wenden sie auch keine Strategien an, um zum Beispiel ihren schulischen Erfolg zu verbessern.
  2. Aware (bewusst): Auf dieser Stufe sind sich Personen bewusst, dass sie über Metakognition verfügen. Sie wissen jedoch nicht, wie sie Strategien oder Methoden anwenden können, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Personen, die zu den bewussten Lernern gehören, verbessern zwar ihre Ergebnisse, es geschieht jedoch mehr oder weniger zufällig. Denn eine zielgerichtete Strategie, um einen nachhaltigen und geplanten Erfolg zu erzielen, fehlt ihnen.
  3. Strategic (strategisch): Strategischen Lernern ist nicht nur klar, dass es verschiedene Methoden gibt, um bestimmte Ziele zu erreichen, sie verstehen es auch, diese richtig einzusetzen. Strategische Lerner verfügen über eine gute Problemlösungskompetenz.
  4. Reflective (reflektierend): Personen, die zu dieser Kategorie gehören, verfügen nicht nur über ganz verschiedene Strategien, um ihre Ziele zu verfolgen, sie können diese auch flexibel anwenden. Nachdem das Ziel erreicht oder das Problem gelöst ist, denken sie darüber nach, ob es an einer oder mehreren Stellen Optimierungsbedarf und -möglichkeiten gibt. So fragen sich diese Personen zum Beispiel nach dem Abschluss einer Aufgabe, ob die Strategie, die sie ausgewählt haben, die passende und richtige war und ob es ihnen gelungen ist, damit ihren vorher festlegten Plan umzusetzen. Wenn nicht, passen sie die Methoden an. Stellt sich beim nächsten Mal eine vergleichbare Herausforderung, können sie schneller zu der Methode greifen, die den größten Erfolg verspricht.

Metakognitive Kompetenzen fördern: So kann es gelingen

Personen können Metakognition lernen, indem man ihnen verschiedene Strategien nahebringt. Diese Strategien erlernt man natürlich nicht aus bloßem Selbstzweck. Vielmehr werden sie in unterschiedlichen Kontexten trainiert. Dabei beginnt man mit einfachen Situationen, die sich schnell lösen lassen, und steigert den Schwierigkeitsgrad nach und nach immer mehr.

Ein Beispiel zu Metakognition im Unterricht: Nehmen wir an, ein Schüler soll seine Lesekompetenz verbessern. Dann würde man zunächst gemeinsam ein Lernziel formulieren. Dieses Lernziel kann zum Beispiel lauten, dass er den Inhalt des Textes schneller erfasst und sich bestimmte Aspekte besser einprägen kann.

Im nächsten Schritt wählt man nun geeignete Strategien aus, um dieses Lernziel zu erreichen. In unserem Beispiel könnte das der Hinweis sein, dass der Schüler ganz besonders auf die Überschriften der Abschnitte achten soll, da diese bereits andeuten, worum es im Folgenden gehen wird.

Außerdem könnte der Schüler versuchen, sich das Gelesene bildlich vorzustellen. Einigen Personen hilft das, wichtige Inhalte besser zu begreifen und zu verinnerlichen.

Andere Schüler müssen sich dagegen Notizen machen, um sich den Inhalt des Textes besser einprägen zu können. Auch diese Strategie der Metakognition gehört daher zum Repertoire, das der Schüler an die Hand bekommen sollte.

Nach der Lektüre des Textes folgt ein weiterer wichtiger Schritt: Nun soll der Schüler überprüfen, ob und inwieweit er seine vorher formulierten Ziele erreicht hat. Außerdem Teil dieses Schritts: Überprüfen, warum die Ziele nicht komplett erreicht wurden und an welcher Stelle man beim nächsten Mal achtsamer sein muss. Lernstrategien und Metakognition hängen also sehr eng zusammen.

Tipps: So können Sie Ihre Metakognition steigern

Bei der Metakognition geht es also um Herangehensweise und Methoden, um das anvisierte Ergebnis zu erreichen – weshalb man sich eingehender mit diesen beschäftigen sollte, wenn man seine Metakognition steigern möchte.

Sie können bessere Lernergebnisse erzielen, wenn sie folgende Punkte optimieren:

  1. Erkennen: Zunächst sollten Sie sich mit den Themengebieten beschäftigen, die am wichtigsten sind. Der erste Schritt ist daher gar nicht so einfach: herausfinden, welche Informationen wichtig sind und welche für den Moment noch vernachlässigt werden können.
  2. Planen: Eine gute Lernstrategie hat auch immer den Faktor Zeit im Blick. Sie sollten daher möglichst genau planen, wie viel Zeit Sie für die einzelnen Themengebiete aufwenden können und wollen. Die vorherige Einteilung in wichtige und weniger wichtige Themen erleichtert die Entscheidung.
  3. Festlegen: Nun geht es daran, eine Reihenfolge für die Bearbeitung festzulegen. Für die Lerntechniken muss das Rad nicht neu erfunden werden. Sie können sich daher zum Beispiel an der Eisenhower-Matrix orientieren. Dieser Klassiker des Zeitmanagements kann dabei helfen, die Aufgaben nach festgelegten Kriterien zu ordnen.
  4. Kontrollieren: Nach der Bearbeitung der Themen darf die Kontrolle nicht fehlen. Daher wird in diesem Schritt überprüft, ob Sie alle Aspekte verstanden haben oder ob es an der ein oder anderen Stelle noch etwas Nachholbedarf gibt.
  5. Anpassen: Wenn Sie zu dem Ergebnis kommen, dass Sie hier und da noch ein wenig nachschärfen könnten, sollten Sie das tun. Legen Sie vorher jedoch die passenden Strategien zurecht, die Ihnen dabei helfen können. Fragen Sie sich dabei immer, wie Sie beim nächsten Mal besser reagieren oder handeln können, wenn Ihnen die gleiche Situation noch einmal begegnet.

Bildnachweis: LightField Studios / Shutterstock.com

Nach oben scrollen