Schlagfertig reagieren: So geben sie ihrem Gesprächspartner Kontra

Viele Menschen kennen sie nur zu gut: die Situationen im Job und dem Privatleben, in denen einem einfach keine intelligente Antwort einfallen will. Besonders schwerwiegend ist die ausbleibende Reaktion, wenn ihr ein Angriff vorherging. Wer derart zum Schweigen gebracht wurde, fühlt sich häufig gedemütigt und hinterlässt bei den Anwesenden oft keinen souveränen Eindruck.

Schlagfertigkeit ist jedoch keine Frage des Typs. Selbst, wenn sie zu denen gehören, denen die ideale Antwort immer erst später einfällt, können sie Schlagfertigkeit lernen. Wir haben Tipps, mit denen es ihnen gelingt, ihrem Gesprächspartner Kontra zu geben.

Schlagfertig reagieren

Wie ihnen Schlagfertigkeit helfen kann

Gehören sie auch zu den Menschen, denen das, was sie hätten sagen sollen, erst auf dem Heimweg einfällt? Wenn sie in der Bahn nach Hause sitzen, kommt ihnen plötzlich die perfekte Antwort auf den verbalen Angriff des Kollegen – leider ein paar Stunden zu spät, denn jetzt interessiert ihre Reaktion niemanden mehr. Wahrscheinlich ärgern sie sich deshalb immer noch über den Austausch mit dem Kollegen, der sie schlecht hat dastehen lassen.

Schlagfertigkeit ist im beruflichen wie im privaten Alltag ein nützlicher Helfer. Und das Gute ist: Sie können sie lernen. Nur, weil ihnen der ideale Konter nicht ganz selbstverständlich in der Hitze des Gefechts in den Sinn gekommen ist, heißt das nicht, dass es nicht künftig so sein kann.

Wenn andere sie verbal angreifen, leidet darunter nicht nur ihr Selbstbewusstsein, wenn sie der Attacke nichts entgegenzusetzen wissen. Sie vertun auch die Chance, eine gute Idee zu verteidigen, weil ihnen die richtigen Worte fehlen. Und besonders souverän wirken sie auf Kollegen und Vorgesetzte auch nicht, wenn sie auf einen Angriff nicht reagieren. Umgekehrt gilt: Mit einer schlagfertigen Reaktion verschaffen sie sich Respekt, wirken selbstbewusst und lernen ganz nebenbei, sich durchzusetzen.

Mit Gegenfragen Zeit gewinnen

Machen sie sich klar: Es gibt immer mehrere Arten, auf andere zu reagieren. Diese Optionen müssen sie nur kennen, damit sie sie bei Bedarf abwägen und die richtige anwenden können. Greift ein Kollege eine ihrer Ideen an, können sie auf vielfältige Weise reagieren: mit Schweigen, indem sie beleidigt sind, mit einem Gegenangriff, mit sachlichen Argumenten, unsachlichen Argumenten oder entgegenkommend. Nicht jede dieser Reaktionen ist sinnvoll und konstruktiv. Es hängt von der Situation, ihren Zielen und ihrem Gegenüber ab, wie sie am besten reagieren können.

Viele Reaktionen sind jedoch besser als zu schweigen, weil man sie vor den Kopf gestoßen hat. Für ihre Stellung bei ihrem Gesprächspartner und möglichen anwesenden Kollegen oder Vorgesetzten ist eine souveräne Reaktion auf einen Angriff wichtig. Fast immer geeignet ist etwa die Rückfragetechnik. Sie können dabei zum Beispiel kontern: „Bist du wirklich der Meinung, dass…“ oder „Was genau meinst du damit?“. Durch überspitzte Formulierungen können sie zeigen, dass ihnen der Einwurf deines Gesprächspartners nicht überzeugt hat.

Mach den Angriff ganz offen zum Thema

Offene Fragen eignen sich besonders als Gegenfragen. Auf offene Fragen kann ihr Gegenüber nicht einfach mit Ja oder Nein antworten. Je breiter die Frage, desto mehr Zeit gewinnen sie mit einer solchen Rückfrage. Sie können sich in Ruhe eine eigene Reaktion zurechtlegen, während ihr Gegenüber ihnen antwortet.

Sie können den Angriff ihres Gegenübers dabei auch offen ansprechen, etwa so: „Du machst dich über meine Idee lustig, aber ich finde, sie hat durchaus Potenzial. Was genau gefällt dir daran nicht?“ Oft nimmt eine solche Rückfrage der anderen Person den Wind aus den Segeln – vor allem, wenn ihre Bemerkung unsachlich war.

Damit Angriffe ihre persönliche Wirkung verfehlen, hilft es, sie in der Reaktion zu verallgemeinern. Wenn ihnen zum Beispiel jemand sagt, sie seien schlicht nicht firm in einem bestimmten Gebiet, können sie erwidern: „Ein VWL-Studium reicht also deiner Meinung nach nicht aus, um beim Thema mitreden zu können. Was genau qualifiziert dich denn dafür?“ Eine Gegenfrage bietet sich schon deshalb an, weil sie den Ball zu ihrem Opponenten zurückspielt.

Ihren Gegenüber ernst nehmen: Ja, aber

Gerade, wenn sei ein größeres Publikum haben, sollten sie manche Aussagen nicht einfach unkommentiert lassen. Wenn sie anderer Meinung sind, können sie auch begrenzt zustimmen. Damit signalisieren sie, dass sie ein bestimmtes Problem erkannt haben, drücken aber Optimismus angesichts möglicher Lösungen aus. Ihr Gegenüber fühlt sich ernstgenommen und sie zeigen, dass sie Ziele und Lösungsvorschläge haben.

So könnte das lauten: „Es stimmt, wir sind in diesem Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dafür haben wir einen tollen Plan für das nächste Quartal und das Projekt XY steht in den Startlöchern. Ich glaube fest daran, dass das eine positive Entwicklung anstoßen wird. Lassen Sie uns dann noch einmal sprechen.“

Argumentieren üben

Wer nicht schlagfertig ist, hat meist schlicht keine Übung. Hier sollten sie ansetzen. Den Diskurs mit anderen können sie lernen. Dazu können sie einen Rhetorik-Kurs belegen, aber auch mit den Menschen in ihrem Umfeld Debatten führen und ihre Schlagfertigkeit so ausbauen. Das Thema ist dabei fast egal – wichtig ist, dass sie mit Menschen debattieren, die sie herausfordern. Sie können ihnen nicht nur helfen, abzuwägen, welche Reaktionen passend sind, sondern auch einschätzen, wie sie während der Diskussion gewirkt haben.

Wenn sie sich regelmäßig zusammensetzten und sie immer wieder bissige Kommentare oder kritische Rückfragen bekommen, lernen sie mit der Zeit, darauf ohne zu Zögern zu reagieren und ihre Meinung selbstbewusst zu präsentieren.

Es kann hilfreich sein, sich einige Phrasen zurechtzulegen, mit denen sie auf unsachliche Angriffe reagieren können. Oft ist Schlagfertigkeit nämlich gar nicht das Resultat einer blitzschnell überlegten Reaktion. Es wirkt nur so, weil die vermeintlich schlagfertige Person ein paar Sätze im Repertoire hat, die zu vielen Situationen passen. Beispiele hierfür sind: „Das kann jeder behaupten. Wie kommen Sie zu der Einschätzung?“ oder „Wirklich toll, deine Standhaftigkeit. Du lässt dich nicht einmal von Fakten beirren.“

Gegenschlag, Argumentieren oder Schweigen? Über die schwierige Abwägung, welche Reaktion passend ist

Schlagfertigkeit ist etwas Gutes, keine Frage. Zu lernen, Kontra zu geben, ist daher wichtig. Dass sie sich mit etwas Übung besser gegen Angriffe anderer wehren können, heißt jedoch nicht, dass sie immer sofort zum Gegenschlag ausholen sollten, sobald jemand einen blöden Kommentar gebracht hat.

Ihre Reaktion sollte immer der Situation angemessen sein. Nicht jeder Kommentar ist wirklich böse gemeint. Eine ironische Bemerkung ist möglicherweise nicht spitz genug, um wirklich als Angriff gemeint gewesen zu sein. Dann heizen sie die Stimmung nur unnötig auf, wenn sie zum Gegenangriff übergehen. In solchen Fällen kann es besser sein, durch eine kurze Reaktion den Einwurf ihres Gegenübers zu quittieren, aber inhaltlich darauf nicht einzugehen. Das könnte etwa so lauten: „Das ist Ihre Meinung“, „Ich sehe, du bist anderer Meinung“ oder „Tatsächlich?“.

Gerade bei sachlicher Kritik ist die beste Reaktion meist, ebenso sachlich dagegen zu argumentieren. Stehen sie zu ihrer Meinung und zu ihren Ideen, aber akzeptieren sie auch, dass es abweichende Meinungen gibt. Es ist nicht zielführend, sich verbissen daran zu machen, jedes letzte Argument eines anderen zu entkräften. Bringen sie ihre Sichtweise deutlich rüber, aber lassen es dann auch gut sein. Sie können nicht jeden auf ihre Seite ziehen und wirken schnell verzweifelt, wenn sie es dennoch versuchen.

Wenn die beste Reaktion keine Reaktion ist

Es kann vorkommen, dass sie jemand angreift, der sie nur provozieren will. Seine Aussage ist inhaltlich arm und scheint keine Grundlage zu haben. Sie ist vielmehr unangemessen und unnötig angriffslustig. In solchen Fällen kann es tatsächlich das Beste sein, nicht zu reagieren.

Sie lassen sich dann nicht auf das Niveau ihres Gesprächspartners herab und machen deutlich, dass seine unsachliche, nicht inhaltlich fundierte Aussage in ihren Augen keine Antwort erfordert. Indem sie gelassen bleiben, zeigen sie, dass sie differenzieren können, welche Kritik einer Antwort bedarf und welche schlicht so unangebracht ist, dass es inhaltlich darauf nichts zu sagen gibt.

Manchmal zeichnet es uns aus, wenn wir durch gelassenes Schweigen über den Dingen  stehen und uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie können den Angreifer auch mit einem kurzen Kommentar auf sein Verhalten ansprechen und dann zu anderen Dingen übergehen. Etwa so: „Vielen Dank für deinen qualifizierten Beitrag, aber jetzt würde ich mich gerne wieder der Sache widmen.“

Auch, wenn die Situation schon festgefahren und die Stimmung gereizt ist, kann es besser sein, die Lage nicht weiter aufzuheizen, sondern zu schweigen. Durch hitzige Zwiegespräche können sie anderen Grenzen aufzeigen und sich profilieren, aber um Lösungen und Kompromisse zu finden, sind sie oft der falsche Weg.

Diese Fehler sollten sie vermeiden: Rechtfertigungen und persönliche Betroffenheit

Wer bisher kaum je schlagfertig war, braucht eine Weile, um souveräner zu reagieren. Mit Übung und indem sie Gelegenheiten nutzen, um anderen Kontra zu geben, wird ihnen das bald leichter fallen. Zwei Fehler sollten sie jedoch im Umgang mit Kommentaren und Angriffen unbedingt vermeiden.

Warum lange Rechtfertigungen kontraproduktiv sind

Der erste Fehler: Sie rechtfertigen sich lang und breit für ihre Idee, eine Formulierung oder deine grundlegende Haltung. Damit verfallen sie in eine Rolle, in der sie sich von der Meinung anderer abhängig machen. Indem sie versuchen, andere restlos zu überzeugen, suggerieren sie, dass sie eine Validierung für ihre Ideen brauchen. Sie wirken dadurch weniger überzeugt von ihrer eigenen Idee – und verunsichert durch den Einwurf Ihres Gesprächspartners.

Ein kurzes, auf den Punkt gebrachtes Argument oder eine anderweitige Reaktion sind zwar sinnvoll, aber eine lange Rechtfertigung ist kontraproduktiv.

Nimm Kritik nicht persönlich

Der zweite große Fehler, den sie in der Kommunikation mit anderen machen können, ist, Angriffe persönlich zu nehmen. Oft reicht ein kleiner Kritikpunkt, und schon fühlen wir uns in unserer ganzen Persönlichkeit angegriffen. Ein Kollege stellt vielleicht die Sinnhaftigkeit eines Vorschlags infrage, und wir glauben, er würde uns für generell inkompetent halten. Dabei bezog sich sein Kommentar nur auf eine bestimmte Idee und sagt nichts über ihre Kompetenz, ihre Persönlichkeit oder gar ihren Wert als Person.

Wer Angriffe anderer persönlich nimmt, reagiert emotionaler. Das macht es schwerer, sich gelassen und souverän zu zeigen.

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